Mit blanken Füßen auf Entdeckungstour zu gehen, ist ein großartiges Erlebnis für Kinder und Erwachsene. Außerdem macht das Barfußlaufen nicht nur Spaß, sondern ist auch eine faszinierende Sinneserfahrung, die gleichzeitig die Füße trainiert.

Nach einem schönen Ausflug zum Barfußpfad in Penzberg mit seinen vielen natürlichen Pfaden, tuscheln auf der Rückfahrt die Schwestern Anna-Lena (8), Marie (6) und Lisa (4) aufgeregt miteinander. Dann verkündet die Älteste plötzlich: „Nächstes Mal wollen wir barfußlaufen, ganz ohne Barfußpfad“. Mama Renate ist gleich Feuer und Flamme, Papa Ernst noch skeptisch. Da fällt ihm der Tipp seines Kollegen ein: Ein Bretterweg durch das Murnauer Moos. Das wär‘s doch!

Überraschung beim Wandern: Ein Boden wie ein Schwamm

Gleich am nächsten Tag fährt die Familie mit dem Zug nach Grafenaschau und wandert auf einem gekiesten Weg zum Moorabzweig. Schnell noch die Schuhe in den Rucksack gepackt, dann kann das Barfußabenteuer beginnen. Der Waldpfad fühlt sich ein bisschen kühl an unter den Fußsohlen, ist aber wunderbar weich und federt nach.

Ausgelassen springen die Kinder über den mit Wurzeln durchzogenen Pfad.

Papa und Mama staunen, wie sicher selbst Lisa den an einigen Stellen auch etwas rutschigen Weg meistert. 100 Meter später beginnt bereits der Bohlenweg durch die sonnige Moorlandschaft. Er ist insgesamt 1,5 Kilometer lang und ideal für Barfußläufer. Er fühlt sich warm an, denn das Holz ist durch die Sonne aufgewärmt. Rechts kann man gleich auf einem Pfad einen Abstecher ins Moor machen. Die Mutter ruft noch die Warnung aus gut auf den Boden zu achten, da im Moor auch giftige Kreuzottern leben, dann sind die beiden großen Töchter schon zwischen Heidekraut und Moorkiefern verschwunden.

Mädchen wandert barfuß durchs Murnauer Moos.
Der fast 1,5 km lange Bohlenweg durch das malerische Murnauer Moos führt direkt auf das Esthergebirge zu.

„Schau mal Mama, das Wasser kommt direkt zwischen meinen Zehen durch“ ruft Marie quietschvergnügt. Der Boden ist hier tatsächlich mit Wasser gesättigt – wie ein feuchter Schwamm. Abwechselnd auf neuen und alten, morschen und wackeligen, mal auf zwei, dann auf drei Bohlen, geht es danach auf dem Bretterweg weiter, vorbei an Wollgras und Moorbirken und immer neuen Wasserlöchern, in denen die Kinder begeistert mit ihren Stöcken herumstochern.

Wandern mit Fußabdrücken auf dem Holz

Nach einer gemütlichen Brotzeit in einer Schutzhütte steigen die Kinder freudestrahlend immer wieder vom Weg hinunter ins triefende Gras und wetteifern, wer am meisten Fußabdrücke auf den Bohlen hinterlassen kann. Am Ende des Weges wartet ein weiterer Rastplatz – hier sind sich bei Mamas Zitronenkuchen sofort alle einig: „Wir wollen auch auf dem Rückweg barfuß über die warmen Holzbohlen durchs Filz spazieren.“ Nach Verlassen des Moors versuchen es die Fünf sogar kurzerhand, auf dem steinigen Kiesweg barfuß zurück zum Bahnhof zu gelangen.

„Wenn Heidi das schafft, schaffen wir das auch“

Was auf dem Hinweg noch unvorstellbar war, klappt jetzt sogar viel besser als gedacht und besonders Lisa und Marie fühlen sich schon fast wie richtige Barfußprofis. „Und nächstes Mal machen wir es wie Heidi und gehen barfuß über eine Almwiese“ posaunt Anna-Lena strahlend in die Runde. „Wenn Heidi das schafft, schaffen wir das auch“ lacht Mama. Und Papa hat auch schon eine Idee, wo man da hinfahren könnte.


 

Wissenswertes zum Barfußwandern

Mädchen wandert barfuß auf einem Pfad.

  • Über 100 Barfußparks gibt es bereits in Deutschland und Österreich – Tendenz steigend.
  • Barfußlaufen ist für die Entwicklung des Fußgewölbes der Kinder enorm wichtig. Es fördert außerdem die Sensomotorik des Nachwuchses und wirkt Fußfehlstellungen wirksam entgegen.
  • Unsere Füße sind belastbarer als man denkt – jeder kann auf einem weichen Waldpfad oder einer Almwiese barfußlaufen.
  • Immer Schuhe, Pinzette und Pflaster mitnehmen, dann ist man stets auf der sicheren Seite.
  • Nicht ohne Tetanusimpfung barfuß losziehen.
  • Für Diabetiker ist Barfußlaufen nur nach Rücksprache mit dem Arzt möglich.
  • Vorsicht: Barfußlaufen macht süchtig! Wer’s einmal ausprobiert hat, will die großartigen Sinneserfahrungen nicht mehr missen.

 

Buch-Tipp: 8 Barfußparks und 22 Barfußwanderungen stellt Eduard Soeffker gemeinsam mit seiner Frau Sigrid in dem Buch „Barfußwandern Münchner Berge und Alpenvorland“ (Bergverlag Rother, 14,90 Euro) vor. Die Touren sind fast allesamt auch bestens für Anfänger und Familien geeignet. Ein Einführungsteil gibt viele Tipps und wichtige Informationen zum Wandern auf blanken Sohlen.

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