Niemand freut sich so über verschneite Berge wie dieser Schneeschuhläufer. Willkommen, in der Welt des Schneehasen!

Ist Ihnen schon mal ein Schneehase über den Weg gehoppelt? Falls ja: Gratulation. Schließlich sind diese Tiere inzwischen sehr selten geworden. Eine Sichtung wird außerdem durch die perfekte Tarnung erschwert: Im weißen Winterfell sind sie für weiter entfernt stehende Beobachter kaum von der umgebenden Schneelandschaft zu unterscheiden. Ohne Fernglas geht da gar nichts. Und das, obwohl diese Hasen mit ca. 65 Zentimetern Körpergröße nicht gerade klein sind!

Alles weiß? Nicht ganz: Die Ohrenspitzen und die großen geöffneten Augen bleiben auch im Schnee gut zu erkennen.

Tarnkleidung im Schnee

Auch im Sommer ist es nicht einfacher, einen Blick auf den Schneehasen zu werfen. Dann ist der Schneehase nämlich in ein sehr unauffälliges braungraues Fell gehüllt. Leicht könnten Sie ihn dann für seinen Vetter aus dem Tiefland, den Feldhasen, halten. Bis der Alpenbewohner vor Winterbeginn sein Haarkleid wechselt. Wie erwähnt, macht ihn das bei einer geschlossenen Schneedecke fast unsichtbar. Dazu lenken die hellen Haare die Sonnenwärme auf die Haut – das weiße Winterfell wärmt daher besonders gut. Die Tarnung im Schnee ist bitter nötig, weil sehr viele hungrige Tiere den Schneehasen auf ihrem Speiseplan haben. Besonders vor Luchsen und Raubvögeln muss sich der schnelle Hase in Acht nehmen.

Anpassung an den frostigen Lebensraum: Die relativ kurzen Hasenohren bieten dem kalten Bergwind wenig Angriffsfläche.

Perfekt für den Winter ausgerüstet

Schwer zu sagen, warum ausgerechnet die Ohrenspitzen schwarz bleiben. Ganz schön verräterisch! Schließlich werden die langen Hasenohren extra aufgestellt, um auf nahende Feinde zu lauschen. Als Anpassung an die kalte
Umgebung sind sie jedoch kürzer als beim Feldhasen. Immerhin: Trotz aller Gefahren können Schneehasen fünf bis acht Jahre alt werden. Wahrscheinlich, weil sie so geschickt sind, ihren Feinden zu Fuß zu entkommen. Die Sohlen ihrer Vorder- und Hinterpfoten sind im Winter
extra stark behaart. Das sorgt für mollig warme Zehen im Schnee. Und dazu verhindert es das Ausrutschen auf glatten Eisflächen oder angefrorenen Schneefeldern. Die Zehen kann der Schneehase beim Hoppeln besonders weit auseinanderspreizen. Das vergrößert die Fläche der Pfoten. Der Effekt ist ähnlich wie mit Schneeschuhen: Es gibt kein tiefes Einsinken im Schnee.

Schneehasen in Europa und weltweit

Schneehasen gab es schon während der Eiszeit. Aus dieser Epoche stammt ihre Überlebensstrategie, und deshalb sind sie auf kalte und schneereiche Umgebung angewiesen. Mit dem Ende der Eiszeit überlebten sie nur in den
nach wie vor recht eisigen Lebensräumen unserer Erde. Solche Regionen sind Sumpflandschaften, Wälder, Moore und Berge weit im Norden – und unsere Alpen. In Europa gibt es drei Arten: den Alpenschneehasen, den Arktisch-Schottischen und den Irischen Schneehasen. Eng verwandt sind der Polarhase in Grönland und Kanada sowie der Alaskahase in Kanada und Alaska. Wenn Sie mit Ihrer Familie mal Bergurlaub machen, halten Sie Ihre Augen auf: Die Tiere sind – theoretisch – bis auf 3700 Meter über dem Meeresspiegel anzutreffen. Während der kalten Wintermonate treibt es sie aber nicht ganz so weit hinauf.
Sowieso sind die scheuen Tiere eher am Abend und in der Nacht aktiv. Dann knabbern sie Heidekraut, Kräuter, Gräser, Zweige und Rinden.

Bescheidenes Mahl: Zur Not knabbert der Schneehase auch mal dünne Zweige.

So lebt der Schneehase

Tagsüber ruhen Schneehasen in ihrer Kuhle; wenn es richtig kalt ist, auch ganz gemütlich zu mehreren – das ist wärmer. Mit etwa einem Jahr werden Schneehasen geschlechtsreif. Dann kann das Weibchen zweimal im Jahr je zwei bis vier Junge bekommen. Alle Hasenarten sind Nestflüchter. Auch Schneehasenbabys können sofort hören und sehen, sind behaart und relativ selbstständig. Die Mama muss nicht ständig über sie wachen, sondern kommt in den ersten vier Wochen nur einmal am Tag zum Säugen vorbei.

Graue Konkurrenz für den Schneehasen

Mit den Alpen als Refugium für die pelzigen Flüchtlinge aus der Eiszeit könnte es ja leider irgendwann vorbei sein.
Seit Jahrzehnten schmelzen die Gletscher ab, und auch der Schnee bleibt in den Zeiten des Klimawandels nicht mehr so verlässlich in den Bergen liegen. Weltweit sind die Tiere nicht vom Aussterben bedroht, aber in den Alpen haben sie es deswegen immer schwerer.

In schneereichen Wintern wäre er vielleicht auch lieber besser getarnt: Der Verwandte im Tal, unser Feldhase, hat zwar kein weißes, aber ein warmes Fell.

Dort verdrängt der Feldhase bereits nach und nach seinen weißen Vetter. Das Alpenwetter ist für den Hasen aus dem Flachland nicht mehr ganz so unwirtlich wie früher. Er kann sich weiter hinaufwagen, wo das Futter für beide Arten knapp wird – und der Schneehase kann nicht unendlich weit in die Höhe zurückweichen. Außerdem ist das weiße Fell bei ausbleibendem Schneefall extrem auffällig für seine Fressfeinde. Der zunehmende Alpentourismus ist ein weiterer Störfaktor für die Art. Hoffen wir also, dass der weiße Mümmler es noch eine Weile bei uns in den Alpen aushält!