Die Sonnenblumen-Verwandte erfreut zweimal: im Spätsommer mit ihren hübschen, fröhlichen Blüten und später mit ihren leckeren Knollen. So bereichert sie Garten und Küche zugleich.

Die 2 bis 3 m hohen Pflanzen mit den vielen, vielen Blüten bieten sich als Sichtschutz am Zaun geradezu an.

Mancher nennt diese alte indianische Nutzpflanze „essbare Sonnenblume“ und das trifft es recht genau: Sie ist eine nahe Verwandte der beliebten Sonnenblume und ihre Knollen werden als Gemüse oder Kartoffelersatz
verzehrt. Dazu noch lässt sich das Kraut an die Haustiere verfüttern bzw. als nachwachsender Rohstoff zur Energiegewinnung heranziehen. Ihren ersten großen Erfolg hatte die Pflanze, als sie um 1600 nach Europa kam und sich zunächst als Delikatesse, dann aber rasch als Gemüsepflanze für jedermann verbreitete. Mitte des 18. Jahrhunderts wurde sie von der Kartoffel verdrängt und geriet weitgehend in Vergessenheit. Doch nun erlebt sie einen zweiten Aufschwung.

Topinambur: Der Name

Woher kommt eigentlich dieser seltsame Name „Topinambur“? Ein französischer Forscher brachte die Knolle zusammen mit einigen brasilianischen Ureinwohnern des Stammes der Tupinambá nach Paris, was zu der falschen Annahme führte, die beiden gehörten zusammen. Die Pflanze wurde nach den Indianern benannt. Tatsächlich stammt sie aus
Nordamerika, wo sie wild in der Prärie wächst. Im Landvolk verbreiteten sich allerdings Bezeichnungen wie Rosskartoffel, Erdbirne, Knollen-Sonnenblume, Jerusalemartischocke oder Zuckerkartoffel.

Die Blüten verraten die enge Verwandtschaft mit der Sonnenblume. Beide wurden im 16. Jahrhundert aus Amerika nach Europa eingeführt.

Verwandt mit der Sonnenblume

Topinambur ist eine sehr anspruchslose Pflanze, die nahezu überall wächst und Temperaturen weit unter 0 °C verträgt. Die enge Verwandtschaft mit der Sonnenblume kann Topinambur kaum verbergen, zu gelb, zu hoch und zu sehr der Sonne zugewandt streckt sie ihre hübschen dottergelben, 4 bis
8 cm großen Blütenkörbchen in den Himmel. Da sie gut 2 bis 3 m Höhe erreicht, eignet sich die Pflanze ausgezeichnet als Sichtschutz am Zaun. Ihre Blütezeit reicht von August bis November.

Wurzelsperre für Topinambur

Im Winter sterben die oberirdischen Teile ab, nur die Knollen überwintern und treiben im Frühjahr wieder aus. Einmal gepflanzt, kommen sie jedes Jahr wieder, und zwar zahlreicher als zuvor, denn die Pflanze neigt stark zum wuchern. Weil sie sich ausgiebig über Ableger im Boden vermehrt, nimmt sie bald weite Flächen ein. Wer das verhindern will, sollte die Pflanze frühzeitig mit einer Wurzelsperre einhegen.

Die Knollen sind Verdickungen von unter der Erde verlaufenden Sprossen. Sie können ab Oktober, November den ganzen Winter durch geerntet werden.

Topinambur: Knollen einsetzen

Knollen können während des ganzen Jahres eingesetzt werden, sofern der Boden frostfrei ist. Dazu werden sie im Abstand von 40 bis 50 cm in 8 bis 15 cm Tiefe vergraben. Geschieht das noch bis Mai, dann ist eine Ernte im
gleichen Jahr möglich. Ansonsten heißt es warten, bis die Knollen groß genug sind. Kleinere, nur fingerdicke Knollen bleiben sowieso besser im Boden, denn sie werden im Laufe des nächsten Jahres richtig dick und groß.
Der Standort sollte sonnig bis halbschattig sein. Wichtig ist das regelmäßige Gießen, denn bei Wassermangel oder trockenem Boden schrumpfen die Knollen und schmecken zäh. Staunässe verträgt die Pflanze allerdings nicht. Auch im Topf ist Topinambur einfach zu ziehen und liefert als Balkongemüse zuverlässig Sprossknollen.

Die rauen Blätter der Topinambur können an die Haustiere verfüttert werden. Auch sie ähneln denen der Sonnenblume.

Topinambur: Die Knollen

Die Knollen werden von unterirdischen Sprossen gebildet. Dass es ein Spross und keine Wurzel ist, erkennt man an den kleinen Niederblättern, aus deren Achseln Ausläufer entspringen, die wiederum im Laufe des Jahres an den Spitzen zu buckligen, spindelförmigen oder kartoffelgroßen
Knollen anschwellen. Deren Wachstum und die Einlagerung der Nährstoffe ist erst spät im Jahr abgeschlossen, so gegen Oktober oder November. Dann beginnt die Ernte.

Die Ernte

Die Knollen werden einfach am Stängel aus der Erde gezogen, gegebenenfalls den Boden vorher mit einer Stechgabel vorsichtig lockern. Es werden immer nur so viele Knollen geerntet wie benötigt. Alle anderen verbleiben in der Erde. Da ihnen Frost und Winterkälte nichts ausmachen, kann sich die Ernte über den ganzen Winter ziehen.
Einmal aus der Erde, trocknen die Knollen schnell aus, deshalb sollten sie zügig verarbeitet werden. Im Kühlschrank halten sie sich einige Tage. Notfalls werden die Knollen in einer mit Sand gefüllten Kiste vergraben und an einen kühlen, dunklen Platz gestellt.

Die Farbe von Fruchtfleisch und Schale hängen von der Sorte ab. Je heller, desto zarter schmecken sie.

Topinambur: Farbe und Geschmack

Das Fleisch der Knolle ist weiß, die Schale je nach Sorte gelb, braun oder rot, wobei Sorten mit heller Schale einen feineren Geschmack haben sollen. Roh schmecken die Knollen mild nussartig und passen gut in Salate. Meist
werden sie jedoch wie Kartoffeln verarbeitet, also gekocht, gedämpft oder gebraten. Ihr Geschmack erinnert an Artischocken oder Schwarzwurzeln.
Die Knollen enthalten zu gut 80 Prozent Wasser und fast 16 Prozent Kohlenhydrate, davon ist die Hälfte Inulin.
Inulin ist ein Fruchtzucker, der vom Menschen nicht verwertet wird, aber den Blutzuckerspiegel stabilisiert und den Appetit zügelt. Topinambur macht schnell und lange satt, aber nicht dick. Der Rest sind Eiweiße, Vitamine, Mineralstoffe, hier vor allem das für Muskeln und Nerven
wichtige Kalium, und hochwertige Ballaststoffe.

Die Knollen können als Rohkost verzehrt oder wie Kartoffeln gekocht, gedünstet oder gebraten werden. Ihre Einsatzmöglichkeiten sind enorm, gesund sind sie außerdem.