Sie wachsen überall – in Wäldern, in Gärten und Parks. Mit ihnen erleben wir selbst mitten in der Stadt ein Stück Natur und können den Lauf der Jahreszeiten beobachten. Und doch gibt es viel, was wir noch nicht über Bäume wissen.

Eigentlich nur schwer vorstellbar, dass es die abwechslungsreiche Landschaft, wie wir sie heute kennen, vor zwei-, dreitausend Jahren noch nicht gab. Heute sehen wir Wälder, Felder, Wiesen, Ortschaften, aber einst war fast die ganze Fläche der heutigen Bundesrepublik ein zusammenhängendes (Ur-)Waldgebiet.

Kein Wunder, dass die damaligen Bewohner dieses Landstrichs, die Kelten, sich sehr stark mit Bäumen beschäftigten. Sie erdachten sogar eine Art Baum-Horoskop und wiesen den Menschen Eigenschaften von Buchen oder Weiden zu.

Mitten im Wand. Blick einen Baumstamm hinauf.
Fühlen Sie es? Es gibt in Wäldern diese ganz spezielle Atmosphäre von Ruhe, die den Besucher den Einklang mit der Natur verspüren lässt.

Wenn Sie heute selbst in den Wald gehen, können Sie oft diese ganz besondere Atmosphäre spüren: Bäume sind mystische Begleiter und stumme Zeugen der Menschheit. Bestenfalls können sie einige Hundert Jahre alt werden. Um viele Baumarten ranken sich Legenden und Sagen, die durch unsere Vorfahren überliefert wurden. Heute ist der Wald ein wichtiger Lebensraum für Tiere und Pflanzen – und bietet für uns Menschen einen wunderbaren Erholungsraum.

Geheimnis der Jahresringe

Ein Baum ist im Prinzip nichts anderes als eine riesige Blume. Der Stängel ist der Stamm. Anders als bei einer Blume, die in die Höhe sprießt, wächst er jedoch von innen nach außen und legt Jahr um Jahr eine neue Schicht an. Deshalb können Sie an den sogenannten Jahresringen eines Baumstumpfs das Alter eines Baums erkennen. In guten Jahren wächst so ein Stamm stärker als in schlechten. Deshalb sind breite Ringe ein gutes Zeichen.

Baumstamm im Querschnitt, Lebensringe.
Anhand der Lebensringe kann das Alter des Baums bestimmt werden: Pro Jahr entsteht ein Ring, der aus einer hellen (im Frühjahr) und einer dunklen Schicht (im Herbst) besteht.

Vom Stamm gehen die Seitenäste mit ihren Zweigen und Blättern ab und bilden die Baumkrone. Aber der Baum wächst nicht nur über der Erde, sondern mit seinen Wurzeln auch darunter. Bei Laubbäumen reichen die Wurzeln oft so weit wie die Äste der Baumkrone. Manchmal ragen sie dabei wieder ans Tageslicht und geben Ihnen und Ihren Kindern auf Waldwegen festen Tritt – oder bringen sie zum Stolpern. Nadelbäume hingegen verwurzeln sich in die Tiefe. Auch bekrönen ihre Zweige nicht den Baum, sondern beginnen recht bald über dem Boden aus dem Stamm zu sprießen.

Bäume mit Weitsicht

Werden die Tage im Herbst kürzer, beginnen Laubbäume, ihre Pflanzensäfte aus den Blättern und Ästen zurückzuziehen. Zuvor wachsen die Knospen für das nächste Frühjahr. Wenn sich dann also in ein paar Wochen die Blätter verfärben und zu Boden fallen, können Sie und Ihre Kinder an den nackten Ästen bereits die Vorbereitungen für die nächste Blüte erkennen. Es würde die Bäume zuviel Kraft kosten, diese erst im Winter anzulegen. Im Frühling kann man dann mit etwas Glück sogar hören, wenn die Säfte in den Baumstämmen aus den Wurzeln wieder emporsteigen.

Blick in ein Waldstück.
Unten krabbelt’s, weiter oben fühlen sich die Vögel wohl. Wie in einem Hochhaus gibt es im Wald mehrere Etagen für die Bewohner.

Kleine Förster mit rotem Pelz

Früchte von Obstbäumen können wir im Laden kaufen oder wir pflücken die auffälligen Leckerbissen direkt vom Baum. Die Früchte von Wald- und Parkbäumen sind kleiner und werden oft nicht beachtet. Manche von ihnen essen wir aber ganz gerne, Esskastanien zum Beispiel. Oder Bucheggern, die wir am Waldboden in Buchenwäldern finden können. Und Wildschweine lieben Eicheln. Diese Fruchtarten umhüllen die Samen der Bäume. Fallen sie zu Boden, ohne verspeist zu werden, kann dort direkt ein neuer Baum wachsen. Oft werden sie aber auch von eifrigen Eichhörnchen eingesammelt. Sie verstecken einzelne Kastanien und Eicheln im Boden als Vorrat für den Winter. Dann wachen sie hungrig auf und erinnern sich manchmal nicht mehr an das Versteck. So säen auch sie neue Bäume aus.

Nadelige Einwanderer

Im Sommer spenden dichte Nadelwälder erfrischenden Schatten. Sie sind bei uns sehr verbreitet. Doch Nadelbäume stammen eigentlich aus dem Gebirge. Sie lieben die kühle Höhenluft. Die meisten Tannen-, Kiefern- und Fichtenwälder im Flachland wurden von uns Menschen als Nutzwälder angelegt, viele erst vor 200 Jahren. Damals war unsere Landschaft durch Abholzung und Bewirtschaftung recht waldarm und es wurden vor allem anspruchslose und schnell wachsende Nadelgehölze angepflanzt.

Die meisten Tannen-, Kiefern- und Fichtenwälder im Flachland wurden von uns Menschen als Nutzwälder angelegt, viele erst vor 200 Jahren.

Breite Wege führen hindurch, die eigentlich nicht für Fußgänger, sondern für Lastwagen gebaut wurden. Mittlerweile wird diese Art der Monokultur aus ökologischen Gründen kritischer gesehen. In den vormals reinen Nadelwäldern werden heute sogar Laubbäume wie Buchen und Eichen dazu gepflanzt. Auf diese Weise wird der Boden nicht durch Nährstoffentzug einseitig belastet und es siedeln sich mehr unterschiedliche Tiere und Pflanzen an.

Bäume sind grüne Hochhäuser

Wälder sind aufgebaut wie ein Hochhaus: Im Keller unter der Erdoberfläche sind die Wurzeln der Bäume zu finden, dazu Dachsbauten und Regenwürmer. Erdgeschoss: Im Revier von Frosch, Maus, Hase und Igel wachsen Pilze, Moose, Blumen. Wenig höher beginnt der erste Stock. Farne und Sträucher bieten Schmetterlingen und Bienen eine eigene Wohnetage. Im zweiten Stock ist mehr los: Zwischen Himbeer- und Holundersträuchern versteckt sich das Reh und nisten Vögel. Wenn Sie Glück haben, können Sie einen Kleiber beobachten, der gerade mit dem Kopf nach unten einen Baumstamm entlang spaziert. Ähnlich akrobatisch, aber immer nur stammaufwärts, ist der sehr unscheinbare und gut getarnte Baumläufer unterwegs. Andere Arten wie Bussarde und Spechte und dazu Eichhörnchen finden sich in den Baumkronen, dem Dachgeschoss.

Von Teufel und Drachen

Dass sich Laubbäume anhand ihrer Blattform bestimmen lassen, ist für Sie und Ihre Kinder wahrscheinlich nichts Neues. Doch auch die Rinde sieht bei allen Baumarten unterschiedlich aus. Ganz einfach zu bestimmen sind Birken. Ihre weiße Rinde fällt überall auf. Nehmen Sie Papier und Bleistift mit, und lassen Sie die Kinder die Struktur abpausen. Buchen haben einen glatten Stamm, Eichen einen stark zerfurchten. Einem alten Märchen nach raste einst der Teufel voller Zorn den Stamm hinauf und hinab und hinterließ mit seinen Krallen diese Rillen. Er hatte eine Wette verloren, bei der es darum ging, dass alle Bäume im Winter das Laub verlieren und dabei vergessen, dass die Eiche oft einige Blätter bis in den Frühling behält.

Einem alten Märchen nach raste einst der Teufel voller Zorn den Stamm hinauf und hinab und hinterließ mit seinen Krallen diese Rillen.

Die Rinde von Kiefern ist besonders auffällig. So ähnlich könnte sich Ihr Kind die Haut eines Drachen vorstellen. Übrigens: Der Kleiber nutzt die kleinen trockenen Schüppchen der Kieferrinde als Nistmaterial. Oft löst sie sich auch in großen Schuppen ab. Diese weichen Holzteile eignen sich prima, um erste Schnitzerfahrungen zu machen.

Ein Baum für’s Wochenende

Es ist Samstagmorgen und Sie hatten eine stressige Woche? Dann suchen Sie sich einfach einen Sorgenbaum: Jeder in der Familie wählt auf der Wiese, im Garten oder im Wald einen eigenen Baum aus und setzt sich darunter. Lassen Sie die letzten Tage im Kopf Revue passieren. Dann packen Sie in Gedanken die Sorgen oder ärgerliche Erlebnisse in kleine Päckchen und hängen sie an die Äste des Baums. Dort bleiben sie übers Wochenende und stören nicht die schöne gemeinsame Familienzeit. Versprochen: Das hilft!

Kind umarmt einen Baum.
Es beruhigt, entspannt und tut so gut, Bäume zu umarmen. Auch kleine Kinder spüren das bereits.