Ob auf dem Land oder in der Stadt – immer mehr Naturliebhaber entdecken die Honigbiene als Haustier. Das ist für Kinder sehr spannend, denn es gibt viel zu schauen und zu tun.

Die allermeisten von uns überkommt ein leichter Schauer beim Anblick eines Bienenvolkes – so viele wuselige Tiere, jedes mit einem Stachel. Und doch fasziniert die Honigbiene. Wo immer Imker ihre Bienen vorstellen, sind sie umringt von Kindern und Erwachsenen.
Mensch und Honigbiene bilden schon seit vielen Tausend Jahren eine enge Gemeinschaft. Anfangs raubte man den Honig von wilden Bienenvölkern, dann wurden Wildbienen gehegt und schließlich die Bienen gehalten.
Seit einigen Jahren findet die Imkerei viele neue Anhänger, gerade auch unter Stadtbewohnern. Allein in Berlin gibt es über 1 300 Hobby-Imker mit etwa 7 600 Völkern. Die Faszination Imkern greift um sich.

Bienen verstehen

In einem Bienenvolk leben viele Tausend Honigbienen oder Immen (Apis mellifera), im Sommer bis zu 50 000 Tiere.
Der Imker nennt die Gesamtheit aller Bienen in einem Stock den „Bien“. Ein einzelnes Tier kann nicht überleben, das gelingt nur gemeinsam. Am wichtigsten ist die Königin, die Mutter aller Bienen eines Volkes. Von ihr stammen alle Tiere ab. Sie verbringt fast ihr gesamtes Leben im Stock, krabbelt über die Waben und sucht nach leeren Zellen, in die sie ein Ei legt – rund 1 500 Eier am Tag! Dabei wird sie begleitet, umhegt und versorgt, gefüttert und gesäubert von einer kleinen Gruppe Arbeiterinnen.

Eine Königin kann mehrere Jahre alt werden. Sie ist an ihrem verlängerten Hinterleib gut zu erkennen, aber nicht immer leicht zu finden, denn sie wird ständig von mehreren Arbeiterinnen umringt.

Die große Masse der Bienen sind Arbeiterinnen. Im Laufe ihres rund fünf bis sechs Wochen währenden Lebens über nehmen sie verschiedene Aufgaben. Mal sind sie Ammen, dann Putzerinnen, Sammlerinnen, Heizerinnen, Baubienen, Sucherinnen, Wächterinnen und mehr, aber, obwohl sie Weibchen sind, legen sie keine Eier. Sie können sich nicht
fortpflanzen. Das ist der Königin vorbehalten. Dann gibt es noch einige Drohnen im Stock, das sind männliche Bienen, deren einzige Aufgabe es ist, eine Königin zu begatten. Gelingt ihnen das, sterben sie unmittelbar danach. Ansonsten kann ein Drohn bis zu 40 Tage alt werden.

Drohnen sind männliche Bienen. Im Vergleich zu den Arbeiterinnen ist ihr Hinterteil breiter, die Flügel sind kräftiger und die Augen größer.

Imkern lernen

Bienen dürfen fast überall gehalten werden. Aber nicht jeder Garten bietet ausreichend Nahrung und nicht immer sind Nachbarn von den Tieren begeistert. Die Verantwortung für das Wohlergehen der Bienen ist groß, weshalb dringend empfohlen wird, einen Imkerkurs zu belegen und sich mit erfahrenen Imkern auszutauschen.
Stimmen die Voraussetzungen, dann können die Kinder von Anfang an miteinbezogen werden und unvergessliche Erfahrungen sammeln.
Für die Bienenhaltung braucht man nicht viel. Zunächst eine Behausung, Beute genannt. Aus Märchen kennen die Kinder Bienenkörbe aus geflochtenem Stroh. Heute sind Magazine im Mobilbau gebräuchlich. Das sind meist stapelbare, bunt bemalte Holzkisten, wobei die Farbe das Holz vor der Witterung schützt. Die Stockwerke werden Zargen genannt. In den unteren Zargen befinden sich die Bruträume, in den oberen die Honigwaben. Ein Absperrgitter trennt die beiden Bereiche und verhindert, dass die Königin ihre Eier in den Honigwaben ablegt. In die Beute werden Rähmchen gehängt, das sind Rahmen aus Holz, in die die Bienen ihre Waben bauen.

Als Bienenbehausung werden meist Magazine verwendet, in die Holzrähmchen gehängt werden. Die Bienen bauen ihre Waben in die Rähmchen. In den oberen Stockwerken lagern sie den Honig, in den unteren wird die Brut gezogen.

Die wichtigsten Werkzeuge eines Imkers sind Stockmeißel, Besen und ein Smoker. Der Meißel dient u. a. dazu, Deckel zu lösen, Rähmchen anzuheben sowie Wachs und klebrige Propolis abzukratzen. Mit dem Besen werden Bienen von der Wabe gefegt. Der Smoker erzeugt Rauch, der einen Waldbrand vortäuscht. Die Bienen fliehen in den Stock und saugen sich mit Honig voll, als Nahrungsvorrat für eine eventuell nötige Flucht. Mit vollem Magen stechen sie weniger. Außerdem überdeckt der Rauch die Warnsignale der Bienen, sodass die Wächterbienen den Stock nicht verteidigen. Ein Schutzanzug aus Jacke, Hose, Schuhen und Handschuhen sowie Hut mit schwarzem Schleier gehört ebenfalls zur ersten Ausrüstung. Jetzt fehlt nur noch ein Bienenvolk. Das kauft man am besten bei einem regionalen Imker.

Links: Mit dem Rauch eines Smokers werden die Bienen befriedet, so dass sie stechmüde werden. Mitte: Der Stechmeißel ist ein vielseitiges Werkzeug. Rechts: Ein Besen ist hilfreich, um die Bienen von der Wabe zu entfernen.

Honig machen

Honig ist die Nahrung der Bienen und ihrer Brut. In einer guten Saison kann ein Volk über 100 Kilogramm Honig erzeugen, das ist rund viermal mehr, als es für die Überwinterung braucht. Es ist also genug für alle da. Die Honigvorräte lagern die Bienen weit weg vom Einflugloch, also in den
oberen Magazinen. Der Imker kann die vollen Waben einfach herausnehmen und durch leere Rähmchen ersetzen. Zu Hause wird der Honig aus den Zellen herausgeschleudert oder gepresst, mehrmals gesiebt und abgefüllt. Gut aufbewahrt hält der Honig ewig. Mit dem Bienenwachs der Waben können die Kinder auch Kerzen ziehen. Aber das ist ein anderes Thema.

Den vollständigen Artikel zu dem Thema „Honigbienen halten, selber imkern“, in dem wir Bienen Monat für Monat über ein ganzes Jahr begleiten, sowie das Leben einer Biene anhand eines spannenden Zeitstrahls aufzeigen und viele tolle Infos für künftige (große und kleine) Imker bereit halten, finden Sie in dieser Ausgabe von LandKind.