Allein schon ihr Name verkündet Gutes: Ostern ist der Frühling da, und wenn die Glocken läuten, findet oft ein fröhliches Fest statt. Besser geht es nicht.

Osterglocken haben viele Namen: Gelbe Narzisse, Falscher Narzissus, Trompetennarzisse, Märzglocke, Aprilglocke, Osterblume, dazu kommen noch einige Hundert lokale Bezeichnungen. Das zeigt, wie sehr dieser Frühlingsblüher landauf, landab beliebt ist. Was nur wenige wissen: Die Heimat der Osterglocke ist Westeuropa, bei uns kommt sie im Hunsrück und in der Eifel wild vor. Dort gibt es einige ausgedehnte Narzissenwiesen. Überall sonst ist die Osterglocke aus Gärten verwildert.

Jede Osterglocke ist eine Narzisse, aber nicht jede Narzisse ist eine Osterglocke. Die klassische Osterglocke blüht
rein gelb. Mittlerweile gibt es sehr viele Kulturformen in allen Gelbschattierungen bis hin zu weißlich.

Narzisse oder Osterglocke?

Es gilt: Jede Osterglocke ist eine Narzisse, aber nicht jede Narzisse ist eine Osterglocke. Tatsächlich ist die Osterglocke nur die gelb blühende Narzisse. Ihr botanischer Name lautet Narcissus pseudonarcissus, wobei das „pseudo“ falsch oder unecht bedeutet. Außer diesen falschen, unechten gibt es natürlich auch echte Narzissen, besser bekannt als Weiße Narzisse oder Dichternarzisse (Narcissus poeticus). Diese blühen weiß mit einer gelb-roten Nebenkrone; insgesamt wirken sie etwas zierlicher und eleganter als die großblütige Osterglocke und ihr Laub ist auch schmaler – alles in allem eben irgendwie poetischer.
Das Reich der Narzissen ist noch sehr viel größer: Insgesamt gibt es mehr als 60 Narzissenarten und Zigtausende Zucht- und Kultursorten.

Was der Züchter nicht lassen kann: Bei gefüllt blühenden Sorten verliert sich die schöne Trompete. Hübsch sind sie dennoch.

Der schöne Narziss

Eine alte griechische Sage erzählt von einem Jüngling namens Narziss. Er war so schön, dass sich alle Waldgeister in ihn verliebten, ganz besonders aber die Nymphe Echo. Narziss jedoch sah seine Verehrerinnen nicht, er war ganz und gar in sein Spiegelbild verliebt. Tag für Tag saß er am Teich und bewunderte sein Spiegelbild an der Wasseroberfläche.
Irgendwann wurde das der Göttin Nemesis zu viel und sie bestrafte Narziss auf grausame Weise. Als er nämlich sein Spiegelbild so begehrte, dass er es umarmen wollte, fiel er in den Teich und ertrank. Dort aber, wo er sich betrachtet hatte, wuchs eine gelbe Blume hervor. Das Besondere an ihr war die kronenartige Blüte, die nach unten nickte. Ganz genau wie zuvor Narziss, als er sich über sein Spiegelbild im Wasser gebeugt hatte. Der Jüngling war zur Blume geworden und die Blume wurde nach ihm benannt. Fortan hieß sie Narzissus.

Im Herbst verbuddeln

Die Zwiebeln der Osterglocken werden im Spätsommer bis Herbst gesetzt, dabei sollte die Temperatur unter 15 °C liegen. Das Schöne beim Setzen ist: Hat man die Arbeit einmal gemacht, dann kommen die Pflanzen zuverlässig jedes Jahr wieder.
Osterglocken gedeihen an nahezu jedem sonnigen bis halbschattigen Standort, der Boden sollte mäßig trocken bis feucht und nährstoffhaltig sein. Staunässe vertragen Zwiebelpflanzen generell nicht.
Das Pflanzloch sollte doppelt so tief sein, wie die Zwiebel hoch ist, der Abstand zwischen zwei Zwiebeln 10–20 cm betragen. Besonders schön wirken Narzissen in lockeren Gruppen.

Das unverkennbare Merkmal jeder Narzisse ist die Blüte mit den zwei Kronen:
einer sternförmigen Hauptkrone und einer trompetenartigen Nebenkrone.

Im Frühjahr bewundern

Während der Blütezeit brauchen Osterglocken viel Wasser. Das heißt in einem trockenen Frühling regelmäßig gießen. Nach der Blüte sollten die Blütenschäfte zurückgeschnitten werden. Das unterbindet die Samenbildung, was die Pflanze viel Kraft und Nährstoffe kosten würde. So werden diese wieder in die Zwiebel eingelagert. Die Blätter bleiben stehen und werden erst entfernt, wenn sie komplett verwelkt sind. Deren Abbauprodukte werden nämlich in die Zwiebel eingelagert und in der nächsten Saison dringend gebraucht.
Es wird empfohlen, etwa alle fünf Jahre die Zwiebeln auszugraben und die Tochterzwiebeln abzutrennen. Diese können in etwa 10 cm Abstand neu eingepflanzt werden.

Diese Frühlingsboten sind einfach zu schön. Sie sollten in keinem Garten fehlen.

Osterglocken: Nur anschauen!

Alle Narzissen sind giftig. Manche Menschen reagieren auf den Pflanzensaft mit Hautausschlägen. Am giftigsten sind die Zwiebeln. Sie verursachen Übelkeit, Erbrechen, Magenkrämpfe und Durchfall.
Vorsicht auch bei Tieren: Ein kleiner Hund kann sterben, wenn er eine kleine Zwiebel frisst. Andererseits ist die Osterglocke auch dafür bekannt, dass ihr Gift Wühlmäuse fernhält. Aus diesem Grund werden Narzissen gerne rund um Obstbäume gepflanzt, was zudem außerdordentlich hübsch ausschaut.
Auch als Schnittblumen sind sie mit Vorsicht zu behandeln, denn sogar das Wasser in der Vase wird nach einiger Zeit giftig. Letztlich klingt aber alles schlimmer, als es ist. Denn Narzissen sollen das Auge erfreuen und das tun sie im Garten zuverlässig von Jahr zu Jahr.