Ganz schön clever: Der auffällige Vogel weiß sich bei einem Angriff schon als Baby zu helfen.

Kein Zweifel: Dieser Singvogel ist unverwechselbar. Es gibt in unseren Breiten keine Art, die ihm ähnelt. Wenn der Wiedehopf ab März/April aus seinem Überwinterungsgebiet zurückkehrt, sind die Chancen auf eine Begegnung mit dem seltenen Vogel besonders groß. Sie erkennen ihn an seinen schwarzweißenFlügeln, dem langen Schnabel und der auffälligen Federhaube. Männchen und Weibchen ähneln einander. Sehr typisch sind auch die Rufe des Männchens, die sich wie „uup-uup“ oder „upupup“ anhören – dieser Lockruf gilt den Weibchen.

Schick in Schwarz-Weiß: Das tolle Muster des Gefieders kommt bei ausgebreiteten Flügeln zum Vorschein.

Wiedehopf – was für ein komischer Name

Wiedehopf, da könnte man meinen, der Name stamme von der Weide oder dem Hopfen, dem Federschopf oder gar von Hüpfen ab. Stimmt aber nicht. Aus dem rufnachahmenden Namen „Wudhup“ entwickelte sich bis ca. 1050 der Begriff „Witihopfa“. Daraus wurde später „Witehopf“ bis zum heutigen Namen Wiedehopf. In einigen Regionen ist er zudem als Hoppevogel oder sogar noch als Huppup bekannt.

Wo lebt der Wiedehopf?

Bei uns brütet dieser Vogel am Oberrhein und im Osten Deutschlands und gilt als gefährdet. Weil er sich in offenen Landschaften und Lichtungen wohlfühlt, ist er hier in nachhaltig bewirtschafteten Obstgärten und
Weinanbaugebieten anzutreffen. Wenn das Klima es zulässt, brütet er durchaus auch in höheren Lagen. Über Mitteluropa hinaus ist der Wiedehopf bis nach Asien und in Nordafrika verbreitet.

Ein Vogelkavalier

Im Frühling finden sich die Paare für die gemeinsame Brut zusammen. Herr Wiedehopf versucht durch eifriges Rufen ein Weibchen für sich zu gewinnen. Hat er dessen Aufmerksamkeit, so bezirzt er es mit Futtergeschenken und weist krächzend auf mögliche Bruthöhlen hin. Das kann eine Höhle in einem alten Obstbaum sein, eine ehemalige Spechthöhle, eine geschützte Mauernische oder eine versteckte Erdhöhle. Wenn das Weibchen eine solche Höhle annimmt – durch eine
Innenbesichtigung –, ist die Sache abgemacht.

„Schauen Sie, werte Dame, ich habe Ihnen eine Kleinigkeit mitgebracht …!“ Der Wiedehopf ist ganz Kavalier der alten Schule.

Kleine Stinker im Hause Wiedehopf

Frau Wiedehopf legt in Tagesabstand fünf bis zehn Eier. Sie brütet allein; das Männchen bringt zunächst ihr und dem Nachwuchs Futter. Die Kleinen bleiben drei bis vier Wochen im Nest und werden, sobald sie nicht mehr auf mütterliche Wärme angewiesen sind, von beiden Eltern gefüttert. Werden sie von einem Nesträuber angegriffen, sind die Jungen nicht ganz wehrlos: Sie zischen wütend oder spritzen mit Kot. Zudem geben sie – wie auch ihre Mutter – gewohnheitsmäßig und besonders bei Gefahr ein stinkendes Sekret ab.

Nach und nach legt das Weibchen bis zu zehn Eier und brütet sie aus.
Sportlicher Einsatz: Die Vogeleltern bringen ihrem hungrigen Nachwuchs das Futter.

Auf Futtersuche

Sind die Jungvögel selbstständig, suchen sie sich rasch ein eigenes Revier. Dann gehen sie vor allem am Boden auf die Suche nach großen Insekten wie Grillen, Larven, Raupen und Käfern. Mit dem langen, spitzen Schnabel stochert der Wiedehopf nach unterirdischen Leckerbissen. Will er ein Loch vergrößern, dreht er sich eifrig mit dem Schnabel im Boden um sich selbst.
Beine und Panzer seiner Beute findet er nicht so lecker. Deshalb schlägt er die Käfer gegen eine harte Oberfläche, um ihren Chitinpanzer zu knacken.

Der lange Schnabel dient als Werkzeug bei der Futtersuche. Er ist prima zum Herumstochern geeignet.

Der Wiedehopf auf Reise

Schon ab Ende Juli verlässt uns der Wiedehopf wieder. Dann begibt er sich in sein afrikanisches Winterquartier, südlich der Sahara gelegen. Dabei ist er sehr unauffällig, denn er fliegt bevorzugt allein und bei Dunkelheit. Sein Ziel erreicht er ohne Umwege; er überfliegt direkt die Alpen und das Mittelmeer.

Aberglaube: Armer Wiedehopf …

Der Wiedehopf ist mit bis zu 30 Zentimetern Größe nicht gerade klein und landete häufig im Kochtopf. Selbst seine stinkenden Absonderungen schreckten hungrige Menschen früher keinesfalls ab. Vor allem in Italien galt der Wiedehopf lange Zeit sogar als Delikatesse. Weniger beliebt war der Vogel früher in Frankreich. Dort hielt man seinen Ruf für ein übles Omen, genauer: Man werde sich den Knöchel verknacksen, hörte man den Ruf mit leerem Magen. Im Volkstum spielte der Wiedehopf in Europa eine große Rolle – egal ob Zunge, Flügel, Herz oder Augen:
Im Mittelalter gab es fast kein Körperteil des armen Vogels, das man nicht für abergläubische Rituale nutzte. Immerhin kündigte aber sein Ruf eine gute Ernte an. In Frankreich nennt man den Vogel übrigens Monsieur Huppé: Redensartlich entspricht das zugleich dem „hohen Tier“ bei uns. Etwas beleidigender hingegen wird sein Name in Österreich gedeutet: Dort dient der „Hopf“ als Bezeichnung für eine Art Tölpel.

Federlamm und langer Schnabel: Der Wiedehopf ist eine unserer auffälligsten Vogelarten.

Schwierige Zeiten für den Wiedehopf

Noch bis vor 70 Jahren war der Wiedehopf bei uns sehr weit verbreitet. Weil er sich von den größeren Insekten ernährt, findet er aber hier kaum noch Futter: eine Folge des Insektensterbens. Klimawandel, schwindender Lebensraum und der Einsatz von Insektiziden machen ihm auch in Südeuropa zu schaffen. Wo allerdings größere Areale der Natur überlassen werden, siedeln sich durchaus wieder brütende Wiedehopfe an – etwa auf verlassenen Truppenübungsgeländen und ähnlichen Biotopen.