Schon die alten Germanen verehrten die Kamille als eine ihrer „neun heiligen Pflanzen“ und glaubten, sie könne Krankheiten abwehren. Tatsächlich helfen die hübschen Blüten der Kamillenpflanze bei allerlei kleineren Beschwerden.

Frauenblume, Ganille, Haugenblume, Johannisköpfchen, Kammerblume, Apfelkraut, Mägdeblume, Ramerian, Moderkrut, Haugenblum, Kühmelle, Mariamagdalenakraut, Muskatblume, Mutterkraut, Ramerian, Laugenblume – hinter all diesen und weiteren regionalen Bezeichnungen versteckt sich die wohl bekannteste Heilpflanze unserer Breitengrade: die (Echte) Kamille. Die Vielzahl der Namen verweist auf die breit gefächerte Wirkungsvielfalt der hübschen Blume.

Kamillenstrauß in einem Korb.
Die Kamille kommt überwiegend in freier Natur vor. Aber auch im eigenen Garten ist die Pflanze hübsch anzusehen und zudem schnell geerntet.

Achtung, die „Echte Kamille“ hat Doppelgänger

Schematische Darstellung der Kamillenpflanze.
Die „Echte Kamille“ (Matricaria chamomilla) ist eine vielseitige Heilpflanze.

Noch bis vor einigen Jahrzehnten legte man bei Schmerzen oder anderen Leiden ein Kamillesäckchen auf, statt etwa ein leichtes Schmerzmittel aus der Apotheke einzunehmen. Auch heute liegt die Heilpflanze in vielen Hausapotheken als Allheilmittel bereit. Der Hinweis auf „olle Kamellen“ hat übrigens nichts mit Bonbons zu tun, sondern – Sie ahnen es schon – mit übermäßig lange gelagerten Kamillenblüten, deren heilende Wirkung mit der Zeit abnimmt. Es gibt einige sehr ähnlich aussehende verbreitete Kamillearten, doch nur die „Echte Kamille“ (Matricaria chamomilla) weist Heilkräfte auf. Hundskamille, Strahlenlose, Geruchlose Kamille oder Färberkamille taugen nur als Blumenstrauß. Sie können sie im Zweifel von der Echten unterscheiden, indem Sie ein Blütenköpfchen mit den Fingernägeln entzweiknipsen. Es muss innen hohl sein. Außerdem ist der bekannte Kamillenduft ein gutes Indiz für die botanische Zuordnung.

 

Eine blühende Kamillenpflanze.
Wenn Sie Kamillenblüten übrig haben und kerngesund sind: Einfach mal ein paar Blüten in Honig einlegen. Das sieht hübsch aus, aromatisiert und schmeckt allen Blumenfreunden als Brotaufstrich oder über dem Obstsalat.

Echte Kamille hat gefiederte Blätter und einen kugeligen gelben Blütenboden. Die weißen Blütenblätter richten sich nach einiger Blühdauer nach unten. Die Pflanze wächst mit weit verzweigtem Stängel bis zu 50 cm in die Höhe. Oft wächst sie auf Wiesen, Ackerrändern und Baugruben. Sie bevorzugt lehmigem Boden.

Kamillenblüten helfen gegen (fast) alles

Von Mai bis September sind die wichtigsten Monate für Kamillenliebhaber: Sollten Sie die Heilkräfte der Pflanze nutzen wollen, benötigen Sie die Blüten, in denen der Gehalt an ätherischem Öl am höchsten ist. Die weißen Blütenblätter sollten bereits nach unten gekippt sein. Neben den Ölen enthalten die Blüten auch eine Vielzahl von gesunden Flavonoiden. Insgesamt hilft die Kamille gegen eine Vielzahl von Zipperlein: Sie wirkt entkrampfend bei Magen-Darm-Problemen und unterstützt das eigene Immunsystem im Kampf gegen Entzündungen und Bakterien. So können Sie oder Ihr Kind bei Zahnfleischproblemen mit Kamille gurgeln oder spülen.

Ein lächelndes Madchen mit einem Kamillenstrauß.
Blumen pflücken – ein großes Hobby vieler Kinder. Bei der Kamillenernte dürfen sie es mal so richtig ausleben.

Bauchweh, Sodbrennen, Übelkeit, Durchfall: Kamillentee kann helfen. Gegen eine verstopfte Nase wirkt eine Inhalation. Auf allzu häufige Inhalationen sollten Sie aber verzichten, da Kamille austrocknend wirkt. Äußerlich angewendet lindert Kamille Hautentzündungen wie Akne oder Sonnenbrand. Vorsicht ist allerdings geboten, wenn es um die empfindliche Augenbindehaut geht. Im Gegensatz zu den keimfreien Produkten aus der Apotheke können selbst gesammelte Kamillenblüten verunreinigt sein. Bei einer Allergie gegen Korbblütler muss komplett von Kamille abgeraten werden.

In der aktuellen Ausgabe von LandKind erfahren Sie übrigens alles über die Heilkraft der Hagebutte.


Rezepte mit der Kamille

Natur-Apotheke, Kamille, Rezepte

Umschläge: Überbrühen Sie einen Esslöffel frische Kamillenblüten mit 250 ml kochendem Wasser.Das Ganze 15 Minuten ziehen lassen. Anschließend abseihen und abkühlen lassen. Dann tränken Sie ein Baumwolltuch damit und bedecken die betroffenen Stellen. Bei Sonnenbrand ist es oft angenehm, ein getränktes Tuch zuvor im Kühl- oder Gefrierschrank runterzukühlen.

Eine Tasse Kamillentee.
Eine Tasse Kamillentee hilft gegen Bauchschmerzen.

Tee: Hilft bei Hals- oder Bauchschmerzen und Übelkeit: Ein Teelöffel frische oder zwei Teelöffel getrocknete Kamillenblüten mit 250 ml Wasser überbrühen und nur ein bis zwei Minuten ziehen lassen.

 

 

 

Getrocknete Kamillenblüten.
Getrocknete Kamillenblüten.

Inhalation: Übergießen Sie zwei Esslöffel getrocknete oder einen Löffel frisch gepflückte Kamillenblüten mit kochendem Wasser und lassen Sie das Ganze kurz bedeckt abkühlen. Pro Liter Wasser können Sie auch noch einen Esslöffel Kochsalz für die Schleimhäute hinzugeben. Dann bedecken Sie Kopf und Schüssel mit einem Tuch und atmen die Dämpfe ein. Vorsicht: Achten Sie darauf, sich am heißen Dampf nicht zu verbrühen!

 

Badezusatz: Fertigen Sie mit vier Handvoll frischer Blüten und drei Litern Wasser eine Flüssigkeit an wie bei dem Rezept für die Umschläge. Dann geben Sie die Menge zum Badewasser hinzu. Wirkt lindernd bei Hautproblemen und Gliederschmerzen.

 


Das ist wichtig:
Dieser Artikel ersetzt weder eine Therapie noch die Gesundheitsberatung durch einen Arzt oder Heilpraktiker. Bei anhaltenden Beschwerden ist ein Arztbesuch zu empfehlen.