Das vitaminreiche Wintergemüse zählt zu unseren ältesten Kulturpflanzen und enthält heilende Stoffe.

Rotkohl, Wirsing, Blumenkohl, Brokkoli, Grünkohl, Rosenkohl, Kohlrabi und Weißkohl: So sehr sie sich auch in Aussehen und Geschmack unterscheiden mögen – sämtliche dieser Kohlarten stammen vom unspektakulär wirkenden wilden Gemüsekohl ab. Er war vor vielen Jahrhunderten an Felsenküsten und in Gebirgen noch weit verbreitet.

Kohl, ein Inselgemüse

Heute findet man ihn in Deutschland nur noch auf Helgoland. So ist es auch kein Zufall, dass eines der größten deutschen Anbaugebiete kultivierter Kohlsorten heute ebenfalls in Küstennähe liegt: Schon seit über 100 Jahren wird in Schleswig-Holstein auf einigen
1000 Hektar rund um Dithmarschen z. B. Rotkohl, Wirsing und Weißkohl angebaut. Auch anderswo wird das Gemüse fleißig produziert, insgesamt 800.000 Tonnen pro Jahr alleine in Deutschland.

Kohl, so weit das Auge reicht: Alle Kohlarten zusammen genommen machen flächenmäßig über zehn Prozent des gesamten Gemüseanbaus in Deutschland aus.

Variantenreichtum der Kohlsorten

Die Nachfrage ist da: Denn schon seit dem Mittelalter stehen alle möglichen Zuchtformen des Gemüses auf dem Speiseplan der Europäer. Auch später war z. B. preiswerter Weißkohl für die Ernährung der ärmeren Bevölkerung wichtig – schließlich ist er sehr lagerfähig und kann im Winter für Vitamin C sorgen. So pflanzten die Menschen früher immer Kohl im Garten an, sobald sie die Möglichkeit dazu hatten. Je nach Region fanden sich unterschiedlich kultivierte Kohlsorten schon vor etlichen Jahrhunderten auf diesen Beeten. Der Rosenkohl ist die jüngste Zuchtvariante und verbreitete sich im 18. Jahrhundert aus Belgien über die ganze Welt.

Die dicken Adern der Kohlblätter enthalten den wertvollen Kohlsaft mit seinen heilenden Inhaltsstoffen wie z. B. Kalzium und Magnesium.

Kohl – Gut für Magen und Darm

Alle Kohlsorten gelten als sehr gesund. Sie enthalten Kalzium, Eisen und Magnesium, die Vitamine A, B, C, E und K sowie Senfölglukoside – das unterscheidet sie jedoch noch nicht erheblich von vielen anderen Gemüsesorten. In Weißkohl wurde aber vor rund 65 Jahren ein ganz besonderer Inhaltsstoff entdeckt, der speziell Magengeschwüre lindern kann. Das war der Beweis für die Wirksamkeit von rohem Kohlsaft, der als altes Hausmittel schon seit Jahrhunderten bei Magenbeschwerden eingesetzt wurde. Der Saft wird am besten mit dem Entsafter gewonnen und nach den Mahlzeiten eingenommen, er ist aber auch in Apotheken
oder Reformhäusern erhältlich und soll sogar bei Entzündungen des Dick- und Dünndarms helfen. Mit Kümmeltee vermischt, dürften kaum Blähungen nach dem Genuss entstehen. Allerdings wird die Einnahme nicht über einen längeren Zeitraum als vier Wochen empfohlen.

Die äußeren Blätter des Kohls sind meist sehr fest und darum weder zum Verzehr noch für Umschläge (s. Rezept unten) geeignet.

Äußerliche Anwendungen mit Kohl

Was gut für Magen- und Darmschleimhaut ist, hilft auch bei schwer heilenden Verletzungen der Haut. Viele Senioren leiden unter einem „offenen Bein“ oder Gürtelrose – dann hilft der Umschlag mit einem gewaschenen, von der Mittelrippe befreiten und mit dem Nudelholz weich gewalzten Kohlblatts. Ebenso soll diese Anwendung bei Röteln, Ausschlägen oder Nagelbettentzündung helfen.

Bio-Kohl ist besser

Da Weißkohl zu den nitrathaltigen Gemüsesorten zählt, die sich in gefährliche Nitrosamine umwandeln können, sollten Sie für eine medizinische Anwendung lieber auf Gemüse aus Bio-Anbau zurückgreifen. Vor allem kleine Kinder sollten nicht mit nitratreichen Gemüsesorten gefüttert werden.

Je nach Sorte kann ein einzelner Kohlkopf über 30 kg wiegen.

Einheimischer Weißkohl ist immer verfügbar

Praktisch ist, dass Weißkohl aus einheimischem Anbau während des gesamten Jahres erhältlich ist. Die meisten Menschen verzehren ihn aber am liebsten während der kalten Jahreszeit, etwa als Sauerkraut oder Krautsalat. Achten Sie beim Kauf auf frische, fleckenfreie Blätter. Daheim lässt sich ein ganzer Kohlkopf kühl und dunkel gelagert über Monate hinweg aufheben. Angeschnitten gehört er, mit Frischhaltefolie abgedeckt, ins Gemüsefach des Kühlschranks und ist nur noch einige Tage haltbar. Neben den
Klassikern der deutschen Küche gibt es unendlich viele leckere Rezepte für das gesunde Gemüse – mit Kohl auf dem Speiseplan sollten Sie und Ihre Familie mit Sicherheit gesund durch den Winter kommen.

Ob Sauerkraut oder Kimchi – fermentiert behält der Kohl auch über längere Zeit sein Vitamin C.

Rezepte mit Kohl

Saft gegen Magenschmerzen, Sodbrennen, entzündlichen Dick- und Dünndarmkrankheiten

Nach jeder (leichten!) Mahlzeit ein großes Glas Weißkohlsaft trinken. Pro Tag darf es insgesamt ein ganzer Liter sein.

Saft lindert Husten und Schupfen
Eine Tasse Saft mit der gleichen Menge Honig mischen und gut verrühren. Mehrmals täglich ca. 4 bis 5 Esslöffel der Mischung einnehmen.

Als Auflage bei Röteln, Ausschlag, Geschwüren und Wunden; zieht Eiter heraus und beruhigt
Ein frisches Blatt aus dem Inneren des Kohlkopfs warm abspülen, die dicke Rippe in der
Mitte herausschneiden. Mit einem sauberen Nudelholz oder einer Flasche kräftig platt walzen, bis der Pflanzensaft heraustritt. Auf die betroffene Hausstelle legen und locker fixieren. Zweimal täglich durch ein frisches Blatt austauschen und eine Wunde ggf. mit Kamillentee auswaschen.


Das ist wichtig:
Dieser Artikel ersetzt weder eine Therapie noch die Gesundheitsberatung durch einen Arzt oder Heilpraktiker. Bei anhaltenden Beschwerden ist ein Arztbesuch zu empfehlen.