Hätten Sie gedacht, dass in unserem Garten zahlreiche tierische Helfer leben, die uns einen Teil unserer Gartenarbeit abnehmen und so das Gartenleben erleichtern?

Die Einsatzgebiete dieser sogenannten „Nützlinge“ sind vielfältig: Sie betätigen sich als Gesundheitspolizei im Garten, bestäuben unsere Pflanzen, wandeln Gartenabfälle in kostbaren Dünger um, durchlüften den Boden und sorgen mit all ihrem Tun dafür, dass in unserem Garten ein natürliches Gleichgewicht herrscht und wir blühende Beete und eine reiche Ernte genießen dürfen.

Marienkäfer als eifrige Blattlausvertilger

Marienkäfer sind besonders gern gesehene Gäste in unseren Gärten. Schließlich gelten die hübschen kleinen Krabbeltiere als echte Glücksbringer. Aber Marienkäfer bringen nicht nur Glück, sondern sind eben auch besonders eifrige Blattlausvertilger und halten dadurch unsere Gartenpflanzen gesund. Allein unser häufigster heimischer Marienkäfer, der Siebenpunkt-Marienkäfer, frisst zwischen 100 und 150 Blattläuse pro Tag. Und seine überaus hungrigen Larven verspeisen in der Zeit bis zu ihrer Verpuppung noch mal jeweils 400 bis 600 Exemplare der bei Gartenbesitzern so wenig geliebten Insekten.

Der Siebenpunkt-Marienkäfer ist ein eifriger, sehr geschätzter Blattlausvertilger. Er ist ganz einfach zu erkennen: an seinen sieben schwarzen Punkten.

Vorsicht ist allerdings bei einem Marienkäfer mit Migrationshintergrund geboten. Der „Asiatische Marienkäfer“, der wegen seiner bunten Zeichnung auch gerne „Harlekin-Marienkäfer“ genannt wird, vertilgt zwar mehr als
das Doppelte an Blattläusen, frisst im Herbst aber auch gern mal reife Früchte an und verursacht dadurch am Obst oft ziemlich unansehnliche Stellen.

Auch dies ist ein Marienkäfer. Harlekin-Marienkäfer knabbern leider auch reife Früchte an.

Auch die hübschen Florfliegen mit ihren grün schillernden Flügeln sind überaus erfolgreiche Blattlausfresser. Und sind dabei noch erfolgreicher als Marienkäfer. Besonders die Larven der sogenannten Netzflügler haben
einen geradezu unstillbaren Appetit auf Blattläuse. Wissenschaftler haben errechnet, dass, da ein Florfliegenweibchen dreimal pro Jahr etwa 350 Eier legt und jede aus diesen Eiern geschlüpfte Larve etwa 450 Blattläuse verspeist, der Nachwuchs eines einzigen Florfliegenweibchens rund 500 000 Blattläuse pro Jahr verputzt. Eine überaus beeindruckende Zahl.

Die Florfliege ist mit ihren schillernden Netzflügeln eine zarte Schönheit. Im Laufe ihres Lebens vernichtet sie einige Hunderte, wenn nicht gar Tausende Blattläuse.

Gestachelte und gefiederte Helfer

Während Marienkäfer in der Regel nur Blattläusen den Garaus machen, sind Igel in Sachen Schädlingsbekämpfung überaus nützlich. Die Stacheltiere fressen zum Beispiel besonders gerne die in Salatbeeten so gefürchteten Nacktschnecken. Die harmlosen Weinbergschnecken verschmähen sie dagegen. Aber auch viele schädliche Insektenarten umfassen das Nahrungsspektrum des Igels. So vertilgen Igel nachts oft gleich mehrere Dutzend Eulenfalterraupen. Und das ist auch gut so, denn diese Schmetterlingslarven können sich durch ihren ungeheuren Appetit auf Blätter und Wurzeln unserer Gartenpflanzen schnell zum Albtraum eines jeden Gärtners entwickeln. Ein ganz lupenreiner Nützling ist der Igel
allerdings nicht. Ab und an futtert er auch mal ein paar Regenwürmer. Aber der Nutzen überwiegt hier ganz klar den Schaden. Und ist es nicht großartig, ein so wunderbares und freundliches Tier wie einen Igel als permanenten Untermieter im eigenen Garten begrüßen zu dürfen?

Ein Igel im Garten ist ein echter Glücksfall, denn mit Freuden frisst er Nacktschnecken und etliche schädliche Raupen.

Ein ausgesprochen erfolgreicher tierischer Schädlingsbekämpfer ist auch die Kohlmeise, die sich im Winter zwar meist von Samen und Früchten ernährt, im Sommer aber auf tierische Nahrung und hier vor allem Schadinsekten umsteigt. Besonders effektive Vertilger von Schadinsekten
sind Meisen vor allem dann, wenn ihr Brutgeschäft in vollem Gange ist. Dann fliegen die fleißigen Meiseneltern nämlich bis zu 600 Mal pro Tag das Nest an, um ihre Sprösslinge mit den Raupen von Obstbaumschädlingen, aber auch mit Baumwanzen und Schildläusen zu versorgen.

Kaum zu glauben, aber ein Kohlmeisenpärchen verschlingt und verfüttert rund 50 Kilogramm Insekten in nur einem Jahr.

Wissenschaftler haben errechnet, dass ein einziges Kohlmeisenpaar zur Eigenversorgung und zur Versorgung seines Nachwuchses pro Jahr rund 50 Kilogramm Insekten verputzt. Ähnliches gilt für Gartenrotschwanz, Buntspecht, Fliegenschnäpper und Kleiber.

Der Regenwurm: Eine unterirdische Wunderwaffe

Auch wenn man ihn selten sieht, der Regenwurm ist ein echter Freund des Gartens, sozusagen ein Nützling wie kaum ein anderer: Der kleine Wurm sorgt nämlich – wenn auch im Verborgenen – dafür, dass die Pflanzen in
unseren Gärten wachsen und gedeihen können. Durch das Graben ihrer unterirdischen Gänge lockern Regenwürmer den Boden auf und sorgen dadurch für eine gute Durchlüftung. Zudem ist der Kot der Tiere, die fleißig
abgestorbene Pflanzenteile unter die Erde ziehen, um sie dort zu fressen, ein Bio-Dünger der absoluten Extraklasse. Schließlich enthalten die Ausscheidungen der Erdbewohner rund siebenmal mehr Nährstoffe als normale Gartenerde. Will heißen: Bei einem ausreichenden Wurmaufkommen ist ein ertragreicher Gartenboden geradezu vorprogrammiert.

Regenwürmer leisten im Garten unschätzbare Dienste. Sie lockern den Boden, fördern die Durchlüftung und ihr Kot ist wertvoller Dünger.

Der Name „Regenwurm“ geht übrigens sehr wahrscheinlich darauf zurück, dass Regenwürmer bei starkem Regen rasch ihre Wohnröhren verlassen und an die Oberfläche kommen. Lange Zeit nahm man an, die Würmer würden an die Oberfläche fliehen, um dem Erstickungstod im überfluteten Boden zu entkommen. Diese Theorie gilt heute als widerlegt: Regenwürmer atmen über die Haut und können in sauerstoffreichem Wasser wochenlang überleben. Nach neueren Erkenntnissen ist für die Flucht der Tiere an die Oberfläche die Tatsache verantwortlich, dass das Regenprasseln genau die gleichen Vibrationen verursacht wie das Graben eines Maulwurfs. Und der ist schließlich der Fressfeind Nr. 1 des Regenwurms.

Wichtige Bestäuber im Garten

Ein Großteil unserer Pflanzenwelt ist auf die Bestäubung durch Insekten und andere Tiere angewiesen. Das gilt gerade auch für Gartenpflanzen. Ganz an der Spitze der wichtigen Bestäuber stehen, neben unseren sprichwörtlich fleißigen Bienen, auch die immer etwas dicklich wirkenden Hummeln. Und die übernehmen sozusagen Spezialaufgaben. Hummeln erreichen mit ihren langen Saugrüsseln nämlich auch tiefe Blüten, mit langen, engen Blütenröhren. Blüten, an die andere Bestäuber eben nicht gelangen. Erbsen und Bohnen werden beispielsweise ausschließlich von Hummeln bestäubt.

Als Bestäuber zahlreicher Gartenpflanzen ist die Biene unentbehrlich. Neben der Honigbiene gibt es etliche einzeln lebende Bienenarten.
Die Hummel fliegt auch an Tagen, an denen es den Bienen zu kalt oder zu nass ist. Mit ihrem langen Rüssel gelangt sie an den Nektar bei Blüten mit langen Blütenröhren.

Im Gegensatz zu Honigbienen gehen Hummeln auch bei niedrigen Temperaturen und schlechtem Wetter auf Pollen- und Nektarsuche, da sie die Fähigkeit besitzen, ihre Körpertemperatur durch den Flügelschlag zu erhöhen. Aus diesem Grund sind sie für die Bestäubung von Obst -und Gemüsepflanzen während einer länger andauernden Schlechtwetterperiode von großer Bedeutung. Neben Bienen und Hummeln sorgen aber auch noch Schmetterlinge, Schwebfliegen und einige Käferarten für die Bestäubung unserer Nutz- und Gartenpflanzen.

Was kann ich tun?

Um einen Garten für Nützlinge attraktiv zu machen und diese auch dauerhaft im eigenen Garten anzusiedeln, gilt es zunächst, Lebensräume für die kleinen Helfer zu schaffen. Und die sollten naturnah und vielfältig sein. Ein artenarmer Garten, der aus Rollrasen, Thujahecke und einem Tulpenbeet besteht, ist nur wenig anziehend für Nützlinge. Ein naturnaher Garten mit heimischen Sträuchern, einem bunt bepflanzten Hügelbeet, einem kleinen Reisighaufen und vielleicht sogar einer Trockenmauerbietet dagegen beste Voraussetzungen dafür, dass zahlreiche Nützlinge hier Nahrung, Versteck und Unterschlupf finden. Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte an ein Insektenhotel bzw. den ein oder anderen Meisenkasten denken.

Trockenmauern und Steinhaufen bieten zahlreichen Tieren Versteck und Unterschlupf. Sie sollten in keinem Garten fehlen.

Diesen Artikel hat Deutschlands Experte für alles Tierische geschrieben: Dr. Mario Ludwig und ist in der Ausgabe LandKind 03/19 erschienen. Hier finden Sie übrigens auch eine Anleitung für ein Insektenhotel.