In naturnahen Gärten fühlen sich Igel wohl. Kinder können für sie einen Unterschlupf im Freien bauen und ihren drolligen Geräusche lauschen.

Wenn es im Garten schnuffelt und faucht, schabt und rumpelt, schnaubt und keckert, dann ist das höchstwahrscheinlich ein Igel. Manch einer glaubte schon, das schrille Raspeln einer Eisensäge zu hören – dabei war es der Schreckensschrei eines Igels, der sich verfangen hatte. Und wenn im Mai scheinbar eine Lokomotive durch den Garten pufft, dann sind es gleich zwei: ein Igelpärchen ist dabei sich zu paaren. Die Chance, einen Igel im Garten zu entdecken, stehen recht gut. Wenn es Ihnen gelingt, ihm dort Rückzugsmöglichkeiten anzubieten und ihn im Herbst, wenn er auf Nahrungssuche ist, zu füttern, kann es gut sein, dass er sich für eine Weile bei Ihnen einquartiert. Eine wunderbare Gelegenheit für Kinder, die Lebensgewohnheiten eines Igels zu beobachten und sich über die vielen verschiedenen Laute, die er von sich gibt, zu freuen.

Igeliger und liebenswerter Schnüffler

Der Igel drängt in die Dörfer und Vorstädte. In naturnahen Gärten findet er, was er braucht – Nahrung, Schutz und Lebensraum. Sein Revier ist allerdings weit größer als ein durchschnittlicher Garten. Männchen können bis zu 100 Hektar beanspruchen, Weibchen sind mit weniger zufrieden, so lange es genug Nahrung findet.

Der Igel ist ein gemütlicher, ehrlicher, treuherziger Gesell, welcher harmlos in das Leben schaut.

– Brehms Tierleben –

In der Dämmerung bricht der Igel zum großen Rundgang auf. Viele Male trottet er seine Wege ab, immer mit der Nase voran. Das ist sein wichtigstes Sinnesorgan und er schnüffelt in der Luft, beriecht ein Stück Holz, wendet mit der Nase Steine um, stöbert unter Laub und Büschen und folgt verdächtigen Spuren. Mit seinen empfindlichen Ohren hört der Igel Käfer im Laub rascheln und Würmer kriechen. Nur seine Augen sind recht schwach. Zwei bis drei Stunden dauert so ein Rundgang, dann zieht sich der Igel in ein Versteck zurück und ruht sich aus. Er wird noch zweimal in der Nacht losziehen. Die übrigen 18 Stunden des Tages verschläft er.

Zum Schlafen legt sich der Igel auf die Seite, gerne auf einige zusammengescharrte Blätter.

Der Igel gehört zu den Insektenfressern wie auch die Spitzmaus und der Maulwurf. Wie der Name sagt, fressen Igel vorzugsweise Insekten, aber auch kleine Tiere. Ihre Lieblingsspeise sind Käfer, die sie mit ihren 36 kleinen, spitzen Zähnen knacken; sie fressen Larven, Schmetterlingsraupen, Ohrwürmer, Grillen, Tausendfüßer, Asseln, Schnecken, Regenwürmer, Eidechsen, Kröten, Mäusejunge und Küken. Wenn ein Igel sich über einen Apfel hermacht, dann sucht er dort Würmer und Insekten. Den Apfel selbst verschmäht er.

Der Igel – ein Einzelgänger

Igel leben fast das ganze Jahr über allein. Ein Revier bietet einfach nicht genug Nahrung für zwei. Wenn sich zwei Tiere begegnen, zischt, schnalzt und faucht der Revierinhaber den Eindringling an; dann stellen beide die Stacheln auf und rammen sich. Der Igel mit den längeren Stacheln ist klar im Vorteil. Nur zur Paarungszeit kommen Männchen und Weibchen für wenige Wochen zusammen. Doch vor der Geburt wird das Männchen wieder verjagt.

Wenn sie ihr erstes Lebensjahr überstehen, können Igel fünf bis sechs Jahre alt werden.

Die Tragzeit dauert 35 Tage, dann kommen in einem mit Moos und Gras ausgepolsterten Nest zwei bis acht Junge zur Welt. Augen und Ohren der Kleinen sind geschlossen und die etwa 100 weißen Stacheln sind noch weich und klein. Nach zwei Wochen öffnen die Igelkinder ihre Augen, eine weitere Woche später machen sie ihre ersten kurzen Ausflüge. Fünf Wochen alte Igeljungen haben schon 2000 Stacheln, erwachsene Igel 5000 bis 7000. Im Alter von zwei Monaten verlassen die Jungtiere ihre Mutter und gehen ihren eigenen Weg.

Igel-Zuhause von Kindern gebaut

Jeder Garten lässt sich igelfreundlicher gestalten; mit etwas Glück wandert sogar ein Igel ein. Bei der Umgestaltung können Kinder tatkräftig helfen. Es macht ihnen großen Spaß, in die Rolle des Igels zu schlüpfen und zu überlegen, wo die Tierchen Unterschlupf finden können. Ganz wichtig ist es, einen Durchschlupf zu den Nachbargärten zu schaffen. Denn fast immer ist ein Grundstück allein zu klein. Ein Lattenzaun ist ideal, andere Zäune lässt man zehn Zentimeter über dem Boden enden, Mauern bekommen einen Durchschlupf.
Schließlich braucht der Igel Nischen und möglichst trockene Verstecke. Dichte Hecken und Gebüsche nimmt er immer gerne an, Reisig- und Laubhaufen mag er sehr. Eine Baumhöhle oder ein Hohlraum unter dem Schuppen oder Kaninchenstall eignen sich ebenfalls sehr gut.

In einem schönen Herbstlaubhaufen fühlen sich Igel richtig wohl.

Kinder können dem Igel auch selbst ein neues Zuhause bauen. Aus Steinen oder Bauholz lässt sich ganz leicht eine Höhle für den neuen Bewohner im Garten errichten. Und auch ein
selbst gezimmertes kleines Holzhaus eignet sich wunderbar. Legen Sie eine Mulchschicht um das Igelhäuschen und errichten Sie in der Nähe einen Laubhaufen, dann fühlt sich jeder Igel bei Ihnen wohl. Der Garten sollte möglichst viele Strukturen aufweisen, also Hecken,
Gebüsch, Staudenbeete, Steinhaufen, Holzstapel und naturbelassene Wege. Der Rasen wird nur zum Teil gemäht. Zwar findet der Igel im kurzen Gras leichter Regenwürmer und Insekten, aber dann trippelt er gerne wieder in die Randzone mit den höheren Grashalmen.

Igelhäuser verschiedenster Art können als zusätzliches Angebot für stachelige Gäste im Garten aufgestellt werden.

Einheimische Pflanzen bieten vielen Tieren einen Lebensraum, während Fremdsträucher wie Thuja, Kirschlorbeer oder Forsythien der Tierwelt wenig nützlich sind. Wichtig für die Igel ist außerdem, dass Gartenabfälle wie Laub, Gras, Reisig und Ernteabfälle liegen bleiben und nicht weggeräumt werden. Denn eine Laubschicht ist voller Leben, außerdem braucht der Igel die Blätter für seine Nester. Größere Laubmengen werden unter Hecken oder Gebüsch zusammengerecht. Mit Gras lassen sich die Beete mulchen. Schneiden Sie Stauden möglichst erst im Frühjahr, denn auch sie bieten Insekten Winterverstecke. Was dann noch übrig bleibt, kommt auf den Kompost. Ganz wichtig für alle Tiere im Garten ist eine gut zugängliche Wasserstelle, etwa eine Schale als Tränke oder ein kleiner Gartenteich mit flacher Uferzone.

Als Fleischfresser vertragen Igel kein Obst und auf gar keinen Fall Milch! Wer füttern möchte, gibt Katzen- oder Hundefutter.

Nicht immer wird ein Igel von selbst einwandern. Dann versuchen Sie ihn mit Futter anzulocken. Die Kinder können ihm Rührei, gekochtes und enthäutetes Hühnerklein, frisches Hackfleisch, lebende Mehlwürmer, Katzen- und Hundedosenfutter mit Haferflocken, Weizenkleie und etwas Igeltrockenfutter gemischt hinstellen. Auf keinen Fall dürfen Milch und Milchprodukte angeboten werden, auch kein Obst.
Im Herbst und im Frühjahr gibt es oft nur wenig Nahrung für Igel und sie nehmen das Futter dankbar an. So manch einem Jungtier hilft diese Extra-Nahrung über den Winterschlaf. Spätestens, wenn die Temperatur in der Nacht um den Gefrierpunkt liegt, sollten Sie aufhören zu füttern. Denn jetzt ist es höchste Zeit für den Winterschlaf.

Gefahren für Igel vermeiden

Ein Garten birgt auch Gefahren. Pflanzenschutzmittel, Insektengift, Schneckenkorn oder Unkrautvernichter braucht ein Naturgarten nicht. Mit Gartengeräten muss sehr vorsichtig gearbeitet werden. Wie schnell ist ein Igelnest zerstört. Richtig gefährlich für den Igel wird es, wenn er sich in einem Drahtzaun verfängt, in einem Kellerfenster stecken bleibt oder eine Treppe hinunterplumpst. Solche Gefahrenstellen müssen frühzeitig entschärft werden. Heimtückisch sind auch die gelben Abfallsäcke, die im Freien abgestellt werden. Sehr viele Igel haben sich schon in ihnen verfangen und kamen nicht wieder hinaus. Stellen Sie die Säcke einfach nach oben, dann kann nichts passieren.


♦ Wir haben einen Igel gefunden! Was tun? ♦

Im Herbst sind junge Igel auf Nahrungssuche. Sie können am besten helfen, wenn Sie ihnen abends Futter hinstellen und ihnen im Garten Verstecke anbieten. Die Kinder machen vor, wie es geht: Ein Reisighaufen ist ein schöner, trockener Unterschlupf. Mit Laub wird
es kuschelig ausgepolstert. Auf diese Weise greifen Tierfreunde am wenigsten in das
Leben der Igel ein. Nur verletzte, kranke und hilflose Tiere dürfen in Pflege genommen werden. Darunter fallen auch Jungtiere, die im November deutlich weniger als 500
Gramm wiegen.

Wiegt ein Igel-Jungtier im November deutlich weniger als 500 Gramm, braucht es Hilfe.

Ersthilfe für Igel

Kranke und verletzte Tiere sind an ihrem Verhalten zu erkennen. Sie müssen sofort
zum Tierarzt oder zu einer Igelstation gebracht werden. Ersthilfe: Ins Warme holen, auf
eine Wärmflasche setzen und den Igel mit einem Tuch zudecken. Geben Sie dem Winzling
Fenchel- oder Kamilletee zum Trinken (niemals Milch!), als Nahrung eignet sich Katzen- oder Hundefutter mit Haferflocken.
Nehmen Sie einen Igel nie leichtfertig in Pflege! Einen Igel zu überwintern, kostet viel
Zeit und Geld. Platz braucht das Tier auch.

Fachkundige Igel-Hilfe holen

Als Wildtiere benutzen sie kein Katzenklo. Das heißt, ihre Unterkunft muss täglich gesäubert werden und riecht dennoch oft unangenehm. Im Frühjahr, wenn der Igel allen
richtig ans Herz gewachsen ist, muss er wieder ausgesetzt werden.
Wer sich auf das Abenteuer einlässt, sollte unbedingt fachkundigen Rat einholen. In jeder
Stadt gibt es Naturschutzbeauftragte, die weiterhelfen. Igel-Hilfen, Igel-Schutzvereine
oder der NABU beraten Sie gerne.