Seit jeher dienen die Volkssprüche als Orientierung und geben Auskunft über das in den nächsten Wochen zu erwartende Wetter. Danach richtet sich auch, was im Garten getan werden kann.

Wie lange hält sich die Wintersonne? Droht in der Nacht Frost? Wie das Wetter wird, will jeder wissen, und keiner weiß es genau. Das stimmt so natürlich nicht. Meteorologen können ziemlich treffsicher das Wetter für die nächsten Tage vorhersagen. Das war aber nicht immer so.

Das Wohl und Weh des Bauern hing einst von einer guten Ernte ab. Viele Bauernregeln handeln deshalb davon.

Gestern und heute

Früher gab es nur Wetter- und Bauernregeln, die fast so alt waren wie das Bestellen des Ackers. Es sind meist kurze eingängige Sprüche, die Orientierung und Arbeitsanweisungen geben. Ihnen liegen langjährige Erfahrungen und Beobachtungen des Wetters und der Himmelsphänomene wie Abendrot oder Morgensonne zugrunde; allerdings fließen genauso stark Aberglaube und Wunschdenken mit ein. Deshalb treffen viele Sprüche zu, andere sind hingegen schlichtweg falsch.

„Ander Wind – ander Wetter“

Die älteste Wetterregel betrifft den Wind: „Ander Wind – ander Wetter“, und keiner würde sie anzweifeln. Dreht sich der Wind, ändert sich das Wetter. Kommt er aus West oder Nordwest, wird es im Sommer kühl und regnerisch, im Winter dagegen mäßig kalt.
Bei Ost- oder Nordostwind haben wir im Sommer wie im Winter einen herrlich klaren, blauen Himmel und trockene Luft. Im Winter wird es frostig, im Sommer heiß. Markieren Sie im Garten die Himmelsrichtungen und versuchen Sie mit Ihren Kindern herauszufinden, aus welcher Richtung der Wind kommt.
Auch andere Vorhersagen treffen überraschend häufig zu, so etwa „Abendrot – Gutwetterbot, Morgenrot mit Regen droht“. Lassen Sie das vor dem Zubettgehen oder nach dem Aufstehen mal die Kinder beobachten: Es ist faszinierend, wie genau diese Wetterregeln die nächsten Stunden oder Tage vorhersagen.

Der Wetterhahn auf dem Haus zeigt die Windrichtung an.

Lostage

Bei längerfristigen Vorhersagen kommen die Lostage ins Spiel. Jeder kennt die Eisheiligen und ihre Aussagen zum Nachtfrost wie „Vor Nachtfrost du nicht sicher bist, bevor Sophie vorüber ist“, den Siebenschläfertag mit „Das Wetter am Siebenschläfertag sieben Wochen bleiben mag“ oder St. Martin mit „Wolken am Martinstag – der Winter unbeständig werden mag“ bzw. „An Martini Sonnenschein – tritt ein kalter Winter ein“. Lostage fallen meist auf Kalendertage, die Heiligen gewidmet sind, was weniger mit den Heiligen zu tun hat, sondern mehr damit, dass die Menschen früher diese Tage kannten. So war und ist nie exakt der jeweilige Tag gemeint, sondern auch die Tage vorher und nachher.

Mal stimmt’s, mal nicht

Im Schnitt treffen die Vorhersagen in zwei von drei Fällen zu, manche mehr, manche weniger. Das hängt auch davon ab, wann und wo sie entstanden sind. Was in Norddeutschland gilt, muss für Bayern nicht stimmen, außerdem gilt heute ein anderer Kalender als noch im Mittelalter. Sprüche, die auf bewegliche Feiertage wie Ostern fallen, können gar nicht immer passen – und dann kommt auch noch die Klimaveränderung hinzu. Kurzum: Bauern- und Wetterregeln klingen gut, aber jede einzelne sollte für sich hinterfragt werden. Dann kann sie sehr wohl zur Orientierung dienen.

Hahn im Garten als Symbol für Bauernregeln.
„Kräht der Hahn auf dem Mist, ändert sich das Wetter oder es bleibt wie es ist“. Dass hinter den Bauernregeln auch Humor steckt, beweist dieser Spruch.

Wettertagebuch

Eine schöne Aufgabe für Kinder ist es, über mehrere Wochen hinweg Bauernregeln zu verfolgen. Dazu benötigen Sie einen Kalender mit Bauernregeln und Lostagen; achten Sie darauf, dass in den Spalten für die einzelnen Tage Platz für einen Eintrag ist.
Und dann können Sie mit Ihren Kindern eine Art Tagebuch führen: Kurze Einträge wie Schnee, Regen, Sonne, starker Wind, warm, sehr kalt sind schon ausreichend. Auch besondere Beobachtungen können eingetragen werden, etwa wenn das erste Gänseblümchen auftaucht oder ein Schmetterling entdeckt wird.
Lostage werden farbig markiert, denn dann wird es richtig spannend. Entwickelt sich das Wetter wirklich wie vorhergesagt? Das zu erforschen, ist eine Herausforderung für die ganze Familie.

Weitere Infos und Sprüche, die jahreszeitlich zum Thema Bauernregeln passen, gibt es in dieser LandKind-Ausgabe.