Diese Blume macht ihrem Namen alle Ehre: Die gelbe Blüte ähnelt dem hellen Himmelskörper und folgt dazu dem Lauf der Sonne …

Sie sind unter unseren Schnittblumen und auch auf dem Feld wahre Riesen: Sonnenblumen wachsen einen, oft zwei und manchmal sogar bis zu drei Meter hoch. Am dicken, rauhaarigen Stängel wachsen die herzförmigen Blätter. Sie können über 30 Zentimeter breit und 40 Zentimeter lang werden: fast so groß wie ein Stuhlkissen! Wie bei kleineren Blumen auch bildet sich mit der Zeit am oberen Ende des Stängels eine Knospe, aus der sich eine riesige gelbe Blüte entfaltet. Eine Blüte? Nein, über 10 000 winzig kleine Miniblüten bilden gemeinsam den großen Blütenteller. Umrahmt werden sie von den typischen Blütenblättern.

Recht unscheinbar, so eine Sonnenblumenknospe!
Doch sobald sie erblüht, ist sie kaum zu übersehen.

Von Ende Juni bis September blühen die kleinen Blüten der Scheinblüte nach und nach von innen nach außen auf. Sie sind übrigens auf eine ganz bestimmte Art angeordnet: Die einzelnen Blüten bilden Kreise um den Mittelpunkt des Blütenstandes, ähnlich in der spiraligen Anordnung der Schuppen von Fichtenzapfen. Diese Spiralen folgen dem Prinzip des Goldenen Schnitts und wirken auf unser Auge deshalb besonders ästhetisch.

Das Innere der Sonnenblume besteht aus den eigentlichen Blüten:
Bis zu 15 000 können es sein!

Wo kommt die Sonnenblume her?

Die Pflanze stammt ursprünglich aus Übersee: Bereits vor über 4 000 Jahren haben mexikanische Ureinwohner Sonnenblumen angebaut: um sich an ihnen zu erfreuen und aus kulturellen Gründen. So sollen die Priesterinnen des Sonnengottes etwa Haarkränze aus Sonnenblumen getragen haben. In Nordamerika hingegen galten die Sonnenblumenkerne als wichtiges, fettreiches Nahrungsmittel.

Essbare Verwandte der Sonnenblume

Ein wenig ähnliche gelbe Blüten trägt Topinambur – kein Zufall: Der botanische Name Helianthus tuberosus verrät die enge Verwandtschaft mit unserer Gewöhnlichen Sonnenblume (Helianthus annuus). Im Gegensatz zur Sonnenblume bildet Topinambur aber essbare Knollen. Sie werden in der Küche wie Kartoffeln verwendet; mancherorts brennt man einen feinen Schnaps daraus. Auch Topinambur stammt aus Amerika.

Ganz große Liebe: Kinder und Sonnenblumen.
Kein Wunder, oft ist es eine Begegnung auf Augenhöhe!

So viele Sonnenblumen-Sorten

Für den Garten wurden nicht nur bei uns in Europa über die Jahre viele weitere Varianten der Sonnenblume gezüchtet: gefüllte Blüten wie der „Gelbe Knirps“, verzweigte Sorten mit mehreren Blüten wie „Vanille-Eis“, „Ring of Fire“ mit rot-gelb geflammten Blütenblättern oder die vier Meter
hoch wachsende Sorte „King Kong“, um nur eine kleine Auswahl zu nennen.

Feine Sonnenblumenkerne

Die leckeren Sonnenblumenkerne kennen Sie sicher aus dem Müsli, in Schokolade oder als Zutat im Brot- oder Brötchenteig. Gut möglich, dass diese Kerne aus Osteuropa stammen: Die Sonnenblumen Hauptanbaugebiete liegen nämlich in der Ukraine, gefolgt von Russland. Schon seit dem 17. Jahrhundert dienen die gehaltvollen Samen als Zutat in Backwaren.

Sonnenblumenkerne schmecken lecker in selbst gemachtem Brot, im Müsli, im Salat
oder einfach so als Knabberei für zwischendurch.

In vielen Ländern sind geröstete Sonnenblumenkerne auch heute noch ein Snack für zwischendurch. Vögel wissen diese gehaltvollen Kerne ebenfalls zu schätzen; die meisten Vogelfuttermischungen enthalten sie. Außerdem nicht zu vergessen: Die Kerne werden zu Sonnenblumenöl verarbeitet. Es findet Verwendung in der Küche als Speiseöl, aber auch als Trägerstoff in Arzneimitteln und als Biokraftstoff. Was nach der Ernte beim Anbau der Sonnenblumen übrig bleibt, dient manchmal noch als Grünfutter für Rinder.

Sonnenanbeterin …

Deshalb haben wir diese Blume so gerne: Sie ähnelt mit ihrem gezackten Blütenblätterrand der Kinderzeichnung einer Sonne. Noch dazu richtet sich diese Pflanze nach der Sonne aus: Ein bestimmter Stoff, Auxin, sorgt dafür, dass sie auf der schattigen Seite tagsüber etwas schneller wächst. Also gedeiht die nach Osten gerichtete Seite besser, sodass sich die Blume der Sonne folgend nach Westen neigt.

Der Name ist Programm: Schaut sie nicht aus wie eine lächelnde Sonne?

Nachts wächst die westliche Seite stärker und schwenkt die Blüte zurück: Sie dreht sich nach Osten. Tatsächlich hilft ihr eine innere Uhr, Zeit und Richtung des Sonnenaufgangs zu bestimmen. Ist die Blüte erst mal komplett ausgebildet, sind diese Bewegungen nicht mehr nötig. Diese Blumen bleiben nach Osten ausgerichtet. Auf diese Weise wird die Blüte viel von der Sonne beschienen und erwärmt sich. Das wiederum zieht bestäubende Insekten wie Bienen an.

… und Tierfreundin

Insekten und Vögel laben sich gerne an dem Buffet, das eine Sonnenblume für sie herrichtet. Vor allem Bienen und Hummeln sammeln Pollen und Nektar. Später machen sich Meisen und Stieglitze über die fetthaltigen Sonnenblumenkerne her. Nicht nur deshalb sind Sonnenblumen im Garten tolle Pflanzen.

Auf der riesigen Blütenmitte haben gleich mehrere Bienen Platz.
Fleißig sorgen sie für Bestäubung.

Im Sommer bilden die hochwachsenden Blumen, zum Beispiel in zwei Reihen gepflanzt, einen tollen Sichtschutz. Aber auch für Kinder sind Sonnenblumen ideal, um das Wachstum von Pflanzen zu studieren. Ziehen Sie die Pflanzen doch gemeinsam mit Ihren Kindern ab März im Topf vor oder stecken Sie die Samen gemeinsam ab Mai in die Erde. Achten Sie darauf, zwischen den Kernen viel Abstand zu lassen. Die Blumen blühen von Juli bis Oktober. Wenn Sie sie stehen lassen, säen sie sich selbst wieder aus und erstrahlen im nächsten Jahr ohne Ihr Zutun erneut.

Diesen Artikel finden Sie zusammen mit weiteren interessanten Natur-Themen wie „Wunderwelt Totholz“ oder „Leben im Untergrund – Wie verbringt ein Maulwurf seinen Tag?“ in dieser Sommerausgabe von LandKind.