Natur-Apotheke: Eisenkraut

Das Eisenkraut als Heilpflanze kannten schon die Kelten. Heute kann sie noch immer für einen guten Schlaf sorgen oder gegen Husten helfen.

Vielleicht haben Sie diese Pflanze bereits in Ihrem Garten oder auf dem Balkon: Echtes Eisenkraut (Verbena officinalis) wächst 20 bis 75 Zentimeter hoch. Das Kraut bildet einen oder mehrere aufrechte, verzweigte und kantige Stängel. Daran wachsen die Blattpaare; sie sind 2 bis 8 Zentimeter lang und bis zu 5 Zentimeter im Durchmesser.
Die Blätter fühlen sich ungewöhnlich fest an, ein wenig wie hartes Papier. Die Blattunterseite ist stellenweise fein behaart.

Im Garten ist Eisenkraut meist wegen der Farbtupfer aus hellrosa bis violett gefärbten, unzähligen winzigen Blüten gerne gesehen. Es blüht recht ausdauernd von Mai bis in den Oktober hinein und ist beliebt bei Bienen. Sie sorgen für die Bestäubung. Später bilden sich Samenkapseln, die zu Boden fallen und dort im nächsten Frühjahr keimen. Eisenkrautpflanzen selbst vertragen keinen Frost und müssen an einem geschützten Ort überwintert werden – oder Sie verlassen sich auf die selbstständig ausgesäte Pflanze im nächsten Jahr.

Wärmeliebendes Kraut

Echtes Eisenkraut wächst überall auf der Welt, wo es warm genug ist. Und so gedeiht es auch am besten an sonnigen Stellen. Trotzdem braucht es viel Wasser. Außerhalb kultivierter Gartenanlagen finden Sie es am Wegesrand oder auf Schuttplätzen – auch noch auf 1000 Meter hohen Berghängen.

Achtung, Namensvetter!

Auch Zitronenverbene wird häufig als Eisenkraut bezeichnet. Beides gehört zur selben Familie. Die Zitronenverbene hat aber ein zitroniges Aroma, andere Inhaltsstoffe und unterscheidet sich in der gesundheitlichen Wirkung. Sie steckt oft in kosmetischen Produkten und wird wegen des erfrischenden Geschmacks vor allem in der Schweiz gerne als Tee getrunken.
Echtes Eisenkraut hingegen enthält viele Bitterstoffe und wird mit Sicherheit nicht wegen des feinen Geschmacks konsumiert.

Zitronenverbene wird oft auch Eisenkraut genannt, hat aber eine ganz andere Wirkung als das Echte Eisenkraut und schmeckt auch erfrischender.

Eisenkraut in der Antike

Eisenkraut galt bereits ab der Antike als Universalheilpflanze. Im Alten Ägypten kannte man die Pflanze als „Träne der Isis“ und sprach ihr damit eine göttliche Herkunft zu. Römische Tempel wurden mit dem Kraut zur Reinigung ausgeräuchert; außerdem diente Eisenkraut als Opfergabe für den Gott Jupiter. Ein Liebestrank aus der Pflanze sollte garantieren, dass die Verbindung ewig halte und unverwundbar sei.

Heilkraut der Kelten

Der alten Pflanze wurden – wohl wegen der spröden Haptik ihrer Blätter – bereits von den Kelten entsprechende Eigenschaften zugesprochen: Einerseits sollte der Pflanzensaft beim Schmieden des
Eisens helfen und den Werkzeugen oder Waffen noch mehr Härte verleihen.
Andererseits nahm man an, dass Eisenkraut besonders gut Wunden heilen könne, die von Eisen verursacht wurden.
Dann durfte es aber niemals von Eisen berührt werden: Sonst verlöre es seine Wirkung, so glaubte man. Keltische Druiden schätzten Eisenkraut auch als Zutat für eine Art Weihwasser, als Wehenmittel oder gegen Kopfschmerzen.
Noch immer verbreitete volkstümliche Namen wie Druidenkraut, Eisenhart, Stahl- oder Wundkraut zeugen von diesen Bräuchen.

Homöopathische Eisenkrautpräparate werden z. B. bei Nieren- oder Darmerkrankungen angewandt.

Die Inhaltsstoffe

Eines vorneweg: Dem Namen zum Trotz enthält unser Kraut gar kein Eisen! Dafür stecken neben Flavonoiden unter anderem die sekundären Pflanzenstoffe Verbenalin, Hastatosid und Verbascosid in den
Pflanzenteilen. Sie sorgen für eine schlaffördernde Wirkung, Schutz vor freien Radikalen und lindern manche Haut- und Nagelpilze. Die enthaltenen Gerbstoffe können bei Durchfall und Appetitlosigkeit hilfreich sein.

Wenn Sie Eisenkraut im eigenen Garten haben, können Sie die Blätter
für den Tee selbst ernten und trocknen.

Vielfältige Anwendungsgebiete

Auch bei Husten kann Eisenkraut in Tees anderen Kräutern zur Unterstützung beigegeben werden: Es wirkt leicht schleimlösend und entkrampfend. Echtes Eisenkraut steckt übrigens in Tabletten aus der Apotheke, die bei Nasennebenhöhlenentzündung angewandt werden. In der Homöopathie wird Verbena officinalis etwa gegen Hauterkrankungen, Husten, Halsweh oder Nieren- und Darmprobleme eingesetzt. Das Kraut soll zudem die Milchbildung stillender Mütter fördern.
Für einen Tee sammelt man während der Blütezeit das ganze Kraut. Dann wird es als Bündel zum Trocknen an einem geschützten Ort aufgehängt.