Beweglich wie Hubschrauber: Vielleicht genießen Libellen die eigenen Flugmanöver darum so sehr, weil sie ihr ganzes bisheriges Leben als Larven schwimmend unter Wasser verbringen mussten.

Zwei unabhängig voneinander bewegliche Flügelpaare ermöglichen Flugmanöver, von denen so manch ein Helikopterpilot träumt.

Wenn Sie beim Spaziergang öfter mal an Teichen oder Bächen Rast machen, haben Sie und Ihre Kinder bestimmt schon einmal die eine oder andere Libelle beobachtet. Diese Flugkünstler können einfach in der Luft stehen oder senkrecht nach oben starten, scharf nach rechts abbiegen oder im Rückwärtsgang abdrehen. Das gelingt ihnen dank ihrer beiden Flügelpaare, die sie unabhängig voneinander bewegen können. Der lange, schlanke Hinterleib hilft beim Steuern. Manchen Leuten jagen die plötzlichen Flugmanöver ein wenig Angst ein, doch keine Sorge: Libellen sind absolut harmlos und tun keinem Menschen etwas zuleide.

„Es tanzt die schöne Libelle

Wohl auf des Baches Welle;

Sie tanzt daher, sie tanzt dahin,

Die schimmernde, flimmernde Gauklerin.“

Heinrich Heine, „Die Libelle“

Große und kleine Libellen

Generell sind Groß- und Kleinlibellen zu unterscheiden. Wenn Sie ganz genau hinschauen, können Sie erkennen, dass die beiden runden Augen einander nicht berühren. Anders bei Vertretern der Großlibellenarten. Hier haben die Augen einiger Arten fast die Form einer Skibrille. Außerdem können sich Kleinlibellen mit ihren angelegten Flügeln recht klein machen, während Großlibellen auch in Ruhestellung die Flügel seitlich vom Körper abspreizen wie die Tragflächen eines Flugzeugs.

Gewusst? Libellen haben Zähne und kauen ihre Nahrung gründlich.

Libellen: Von Zwergen und Jungfern

Eine sehr häufige Kleinlibelle ist die Gemeine Binsenjungfer. Sie wird knapp vier Zentimeter lang. Dunkelgrün schimmert der Körper der Männchen, in sanften Kupfertönen der der Weibchen. Diese Libellen können Sie von Mai bis Oktober leicht an sonnigen Tümpeln, Bächen und Mooren entdecken. Dort jagen sie am Ufer kleine Insekten.

Wie von einem anderen Stern: die Gemeine Binsenjungfer in Frontalansicht.

Die kleinste Libellenart bei uns ist die Zwerglibelle – gerade mal 25 Millimeter kann ihr Körper lang werden. Sie fliegt von Mitte Mai bis September nur an Gewässern umher, deren Uferzonen von Seggengräsern bewachsen sind. Zwischen diesen Halmen ist sie gut getarnt und gar nicht so leicht zu entdecken.

Prachtvolle Libellen

Die Blaugrüne Mosaikjungfer ist eine unserer auffälligsten Arten und gehört mit ihrem bis zu sechs Zentimeter langen Körper zu den Großlibellen. Die Flügel selbst sind ca. sieben bis acht Zentimeter lang. An der fein behaarten Brust können Sie – ganz aus der Nähe betrachtet – blaue
bis grüne Streifen oder Punkte erkennen. Auch der Hinterleib ist gelb, blau oder grün gefleckt. Männchen erkennt man an einer Taille hinter den Flügeln.

Nicht erschrecken! Manchmal lassen sich Libellen auf Menschenfingern nieder. Nutzen Sie den Moment, um sie genau zu betrachten – sie sind harmlos wie Marienkäfer.

Das Doppelleben der Libellen

Die Paarung findet in der Luft und auf Bäumen statt. Wenn man diese fliegenden Kunstwerke so anschaut, mag man kaum glauben, dass Libellen den größten Teil ihres Lebens als Larven unter Wasser verbringen.

So künstlerisch verschlungen paaren sich Westliche Keiljungfern.

Denn die Libellenweibchen legen ihre Eier im Wasser ab, wo die flügellosen Larven schlüpfen. Je nach Art kann es bis zu zwei Jahre dauern, bis sie
ausgewachsen sind. Erst dann begeben sie sich an Land, häuten sich und beginnen ihr „zweites Leben“ als geflügelte Libellen. So leben sie allerdings höchstens noch sechs bis neun Wochen, bevor sie sterben.

Die Aderung auf den Flügeln unterscheiden sich in der Anordnung von Art zu Art.

Der Lebensraum der Libellen

Weltweit gibt es um die 5000 verschiedene Libellenarten. Derzeit sind ungefähr 80 Arten bei uns heimisch. Alle Libellen legen ihre Eier am oder im Wasser ab. Je nach Art ziehen sie verschiedene Lebensräume vor: Die Kleine Mosaikjungfer etwa mag stehende Gewässer, die Hochmoor-Mosaikjungfer findet man in Moorgebieten, die Grüne Mosaikjungfer legt ihre Eier nur an einer bestimmten Wasserpflanze, der Krebsschere, ab. Die Gemeine Keiljungfer ist auf naturbelassene Fließgewässer angewiesen.

Ihre Eier legt die Blaugrüne Mosaikjungfer am Gewässer ab. Als Larven leben Libellen je nach Art bis zu zwei Jahre lang im Wasser.

Auf der Suche nach dem Libellen-Paradies

Libellen brauchen natürliche Uferzonen an sauberen Gewässern mit sanfter Strömung. Bevor sie sich in die Lüfte schwingen, verbringen sie schließlich fast ihr ganzes Leben als Larve am sandigen Boden unter Wasser.

Mit 30 Flügelschlägen pro Sekunden schaffen Libellen immerhin 50 km/h – so schnell wie ein Auto im Stadtverkehr.

Viel zu oft aber werden die Ränder von Flüssen und Bächen mit Stein oder Beton befestigt oder begradigt – deshalb freuen sich die Gemeine Keiljungfer und andere Libellen über Renaturierungsmaßnahmen.
Und wenn Sie selbst etwas tun möchten: Ein kleiner Gartentümpel mit bepflanztem Uferrand ist ein tolles Libellen-Kinderzimmer.

Zählen Sie ruhig nach: 1, 2, 3 … – 4 Flecken zieren die Flügel der Vierfleck-Libelle.