Wenn Vögel scheinbar schwerelos durch die Lüfte gleiten, bleibt uns oft nur der staunende Blick nach oben: Wie schaffen sie das nur?
Ein Blick nach oben zeigt zu jeder Jahreszeit: Vögel sind echte Artisten der Lüfte! Gefiederte Flugkünstler wie der Bussard stehen auf der Suche nach Beute sozusagen in der Luft.
Während des sogenannten „Rüttelns“ können sie seelenruhig die Beute ins Visier nehmen, aussuchen. Im Anschluss stürzen sie sich beim Sturzflug kopfüber rasant in die Tiefe. Bei Ausweichmanövern oder spielerischen Aktionen mit übermütigen Artgenossen sind Vögel in der Luft so wendig wie ein Hubschrauber.
Der Weißkopfseeadler beispielsweise ist bei einem plötzlichen Richtungswechsel total flexibel: Er fliegt dann halt kurz mit dem Bauch nach oben.

Idealer Körper zum Fliegen
Dass die Bewegung durch die Luft so gut funktioniert, hat gute Gründe: Der Vogelkörper bietet der Luft kaum Widerstand; er ist stromlinienförmig wie ein Düsenjet. Durch die spezielle Flügelform bewegt sich die Luft oberhalb des Flügels schneller als darunter. Es entsteht Auftrieb, der den Vogel in der Luft hält.
Schlanke Handschwingen bilden die Fortsetzung des Arms, also des Flügels, nach außen. Die Armschwingen näher am Körper sind kürzer und am Federkiel oft leicht zur Seite gebogen. Hand- und
Armschwingen sorgen ebenfalls für Auftrieb. Ausgebreitet dienen sie als Tragfläche. Federleichte Vogelknochen sind hohl, aber innen mit stabilisierenden Streben versehen.

Rasanter Sturzflug
Zusammengefaltet bieten Flügel dem Wind wenig Widerstand: So kommt der Wanderfalke im Sturzflug auf den Geschwindigkeitsrekord von sagenhaften 360 Kilometern pro Stunde – das schafft kaum ein Schnellzug! Wen wundert es da noch, dass Tauben für ihn leichte Beute sind: Sie fliegen mit ihren 180 Stundenkilometern vergleichsweise lahm herum.

Wasser wieder in die Luft.
Ein Federkleid als Daunenjacke
Hinzu kommt das wichtigste Merkmal von Vögeln: Federn! Ursprünglich trugen Dinosaurier das Federkleid gegen die Kälte. Auch heute haben ihre Nachfahren, die Vögel, unzählige wärmende Flaumfederchen. Manche heimische Arten wie Stieglitz oder Gimpel glänzen mit einem besonders prächtigen bunten Gefieder. Einiges davon ist reiner Zierrat: Für das Fliegen selbst sind nämlich nur die 50 Schwungfedern nötig.

Fliegen lernen
Auch ein Vogel muss das Fliegen erst mal lernen – und viel üben! Bevor sich ein junger Vogel elegant in die Lüfte schwingt, baut er die nötige Muskulatur auf. Das können Sie manchmal beobachten, wenn der Nachwuchs seine Flügel schon im Nest bewegt und spreizt. Bei den ersten Flugversuchen werden nur kurze Distanzen überwunden. In dieser Zeit bekommen die Fluganfänger von den fürsorglichen Eltern ihr Futter auch außerhalb des Nests.
Tierische Gleitflieger
Manche Tiere fliegen nicht aktiv, sondern gleiten, wie das – leider nicht bei uns heimische – Gleithörnchen. Wenn es Arme und Beine ausstreckt, spannt sich die Haut zwischen den Gliedmaßen und wird zur Tragfläche. Der breite Schwanz hält die Balance und steuert die Bewegungen in der Luft. So überwindet das Gleithörnchen Strecken bis zu 40 Metern mit einem einzigen Flug!

Zweibeinige Nachahmer
Dass der Mensch schon seit Anbeginn mit etwas Neid auf solche scheinbar schwerelosen Bewegungen blickt, verwundert nicht. In der antiken Sage von Dädalus und seinem Sohn Ikarus gelingt den beiden eine Flucht mit selbst gebauten Flügeln aus Vogelfedern und Wachs. Ikarus fliegt dann begeistert immer höher, bis zur Sonne. Doch: In der Wärme schmilzt das Wachs und er plumpst ins Meer! Etwas geschickter stellt sich der moderne Mensch mit seinen Fall- und Gleitschirmen, Segelflugzeugen oder als Drachenflieger an. Manche ahmen sogar die Technik des Gleithörnchens nach: Beim Basejumping springen Menschen in Fluganzügen ins Tal. Das ist nicht zur Nachahmung empfohlen! Zwischen 2000 und 2020 gab es dabei über 300 tödliche Unfälle. Bleiben wir doch lieber am Boden und genießen ganz entspannt den Anblick der fantastischen Flugshow, die unsere heimischen Vögel darbieten.
